Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

411 und den Interessenten wurden bis 1669 noch 5 Prozent von ihrem Einlagskapitale ausbezahlt. Allein dieser Glanz verschwand bald, und ein ganz anderer Stand der Dinge entwickelte sich, wozu mancherlei Umstände beitrugen. Schon bei der Vereinigung 1625 war kein großes Kapital in bar vorhanden, sondern nur beiläufig 13.550 fl.; um aber den Bedarf an Kohlen, Proviant u.s. w. zu decken, musste man sehr große Schulden machen. Dazu kamen bedeutende Fehler in der Verwaltung, oft aus Mangel gehöriger Kenntnisse und die anfangs hohen ausbezahlten Prozente, wodurch die nötigen Verlagsgelder geschmälert wurden, Uneinigkeit unter den verschiedenen Gliedern, Misskredit, vorzüglich der fürchterlich schlechte Zustand der Stadt Steyr von 1638 bis 1660 und noch länger, wo aller Handel gänzlich darniederlag wegen des langwierigen Krieges und der feindlichen Einfälle; alle diese Ursachen waren wohl hinreichend, einer ohnehin zwangsweise entstandenen Gesellschaft den Untergang zu bereiten. Und in der Tat, ihr Sturz schien sehr nahe und man befürchtete den Untergang zahlreicher Manufakturen in Österreich und tausender Familien, die sich mit Eisenarbeiten beschäftigten. Da trat der Hof wieder in das Mittel und schickte eine Kommission 1669 nach Eisenerz, welche einen großen Zusatz (Additionale) zur Kapitulation von 1625 als fernere Vorschrift erließ und die Hauptgewerkschaft der landesfürstlichen Administration des Oberkammer-Grafenamtes in Eisenerz unterwarf. Die freie Verwaltung der Mitglieder hörte nun auf und dieselbe stand gleichsam unter der Vormundschaft. Das Kammergrafenamt begann nun die Wirtschaft, doch mit wenig Glück und viel geringerem Vorteile für die Interessenten, denn das Hauptsystem war damals, an dieselben nichts hinaus zu bezahlen und jene erhielten bis 1687 gar keinen Ertrag. Man wollte durch diese Zurückbehaltung der Dividenden und Interessen die ungeheuren Schulden decken, welche auf der Gewerkschaft lasteten, damit man nicht das Stammkapital angreifen und so den Betrieb des großen Werkes hemmen oder ganz aufheben dürfte. Dieses große Opfer für das Publikum und Ärarium mussten sich die drei Glieder gefallen lassen; jedoch dasselbe war für sie nicht gänzlich verloren, denn der jährliche Gewinn und die Interessen wurden

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