Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

410 Die Oberdirektion des Ganzen hatte bis 1626 ein landesfürstlicher Amtmann; in diesem Jahre wurde Erhard von Klafenau unter dem Titel eines Kammergrafen (so wie schon die alten Römer einen comes metalli hatten) an die Spitze des Eisenwesens gesetzt, welche Würde bis 1783 dauerte. Nebst diesem waren zu Eisenerz auch ein Obervorgeher, Vorgeher und Sekretär mit mehreren Beamten; Hammerverwaltungen waren in St. Gallen und Wildalpen, inWeyer, Höllenstein, Reichraming u. s. f.; Waldmeistereien befanden sich in St. Gallen, Weyer, Wildalpen u. s. f. In Eisenerz war ferner auch eine Stallmeisterei mit vielem Personal und Pferden, auch eine Proviant-Verwaltung; große Proviantkästen waren in Weissenbach, Weyer, Reichraming, Wildalpen, Steyr, wo die Gewerkschaft 1629 den städtischen Getreidekasten imGrünmarkt in Pacht nahm. Waidhofen mußte jährlich nach Steyr 300 Muth schweres und geringes Getreide liefern, wofür die Bezahlung mit dem gesetzmäßigen Stahle und Eisen geschah. Die Gewerkschaft machte auch gewöhnlich alle Jahre Kontrakte zur Erhaltung von Getreide mit verschiedenen Klöstern, Herrschaften und Privaten. Im Jahre 1628 kaufte sie das Pfefferlische Haus auf dem Platze (noch jetzt im Besitze derselben), dort war dann die Kanzlei und Eisen-Niederlage. Hier war der Eisenobmann, ein Vorgeher, Obersekretär, Hauptkassier, Buchhalter, Hauptkastner, Zeugsempfänger, Eisenkämmerer und die Getreideabmesser. In Steyr wurden auch mit Bewilligung des Kammergrafen die wichtigsten Geschäfte geleitet, sowohl in Ansehung des Eisenverschleißes, als auch des Proviantes und der Wirtschaft überhaupt, in Hinsicht auf Korrespondenz, Abhaltung der fremden Eiseneinfuhr und der Hemmungen des Handels, Aufnahme oder Ausbezahlung der Kapitalien und Herhaltung des Kredits. Die große Eisenkammer war bei der Enns und das kleine Pfundwägamt, welches die Stadt besaß und wo auf einmal nicht über einen halben Zentner verkauft werden durfte, im Rathause; aber letzteres erst seit 1679. Diese neue Gestaltung des Eisenwesens trug anfangs glänzende Früchte, das Erträgnis stieg bis 1638 auf 10 bis 14 Prozent

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