Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

409 und Hammerwerken liegen hatte, gerechnet wurde; ferner machte sie eine jährliche Lieferung von Getreide um einen festgesetzten Preis (welcher zum Schaden derselben immer der alte blieb, während die Getreidepreise immerfort stiegen) und schoss auch 25.000 fl. dar, zu deren Aufbringung sich die vermöglicheren Bürger, vorzüglich die Eisenhändler herbeiließen, welche 10.000 fl. in bar und das übrige in Getreide als ein Darlehen lieferten, welches ihnen auch bald mit Stahl und Eisen vergütet wurde. Mit den Gläubigern der Eisengesellschaft zu Steyr wurde ein Amortisations-System errichtet, der ganze Schuldenstand liquidiert und durch Vereinigung aller einzelnen Teile gegen hinausgegebene Aktien das Vermögen einer großen Gesellschaft festgesetzt. Die Radmeister mit ihren Gewerken in Eisenerz, damals 19 an der Zahl, bildeten das erste Glied, die Hammermeister mit ihren Werken, Grundstücken, Waldungen, Holz, Kohle und Eisen das zweite und die Stadt Steyr mit ihrer Einlage das dritte Glied in diesem großen Vereine, welcher die Innerberger Hauptgewerkschaft der Stahl- und Eisenhandlung in Österreich und Steiermark genannt wurde. Sie bildete einen Körper, das ganze Vermögen derselben war festgesetzt, es betrug 946.030 fl. 39 kr., mit einer Schuld von 925.960 fl. 32 kr.; unter dem Passivstande waren aber die Einlagen der Teilnehmer, die sich nun Gewerken nannten, begriffen und alte, übernommene Schulden. Steyr als Verlegerin oder Verlagsglied hatte dabei im Ganzen 348.731 fl. 43 kr. 1 pf. Die damalige Kapitulation war stets der Grundvertrag der Gesellschaft, der aber leider nur unvollkommen abgefasst war, denn weder die gegenseitigen Rechte der Glieder, noch der einzelnen Interessenten waren genau bestimmt; die Verwaltung des Ganzen war nur in allgemeinen Ausdrücken den Vorstehern übergeben, daher so oft Uneinigkeit und Streit entstehen musste. Die Rad- und Hammermeister, welche durch diese Verbindung ihr Eigentum gleichsam durch Gewalt verloren hatten und darüber nicht schalten konnten, sahen noch dazu Steyr als die Ursache davon an und dieses war gleich anfangs eine reichhaltige Quelle der Zwietracht.

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