Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

377 und so die Straße erweitert; am Felsen, worauf das Schloss ruht, wurden einige Gewölbe erbaut. Am 30. September waren die k. k. Hoheiten Erzherzog Ludwig und Anton hier, besahen das Rathaus, die Pfarrkirche, die Eisen-werkstätten im Steyrdorf und die Rohrhämmer unterm Himmel. In diesem Jahre verwandelte sich der Herbst schnell in Winter; schon am 8. Oktober schneite es so gewaltig, dass die Äste der Bäume von der Schwere des Schnees abgebrochen wurden, Reife, Fröste und neue Schneelagen folgten; am 5. Dezember war schon Eis auf den Flüssen. So begann auch das Jahr 1830, die Kälte stieg hoch; am 31. Jänner hatte sich der Eisstoß an der Ennsbrücke gebildet und reichte bis Garsten. Viele Brunnen froren zu, die Mühlen, Schleifen und Hammerwerke standen still. Am 9. Februar begann sich der Eisstoß zu bewegen, riss ein Joch von der Neubrücke und von der ohnehin schlechten Ennsbrücke alle Joche bis auf zwei weg. Auch auf der Steyr war der Eisgang, der Steg im Vogelsang wurde weggerissen, aber die Brücke nur unbedeutend beschädigt. Da die Verbindung der Stadt mit dem Ennsdorf und der Umgegend durch die Wegreißung der Brücken so oft unterbrochen wurde, so beschloss man, die Ennsbrücke ganz neu nach einem besseren Plane zu erbauen. Die beiden Brückenköpfe wurden beiläufig um 3 Schuhe erhöht und statt sieben nur vier Joche geschlagen, damit so der Zwischenraum breiter würde und die Flöße und Bäume bei Wassergüssen leichter durchkommen könnten. Am 2. April begann der Bau derselben, am 22. August war er vollendet; sie steht nun viel fester und schöner da, als je und bewährte sich schon bei manchen Gelegenheiten. Am 2. Juli, nachts um halb 2 Uhr, geschah hier ein sehr trauriges Ereignis; bei einem gewaltigen Ungewitter schlug der Blitz in den Taborturm und tötete einen Sohn des Wächters, dieser selbst wurde am Arme gestreift. Sonderbar genug blieb der andere Sohn, der mit seinem Bruder im nämlichen Bett lag, unbeschädigt. Der Blitz zündete nicht, ruinierte aber die Mauer an den Fenstern und die obere Decke des Zimmers.

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