Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

373 Brand. Nun wendete sich der Wind mehr östlich, trieb das Feuermeer gegen die Stadt, welches fürchterlich gegen das Dunkel des Firmamentes abstach, an dem ein Ungewitter hing. Um halb 12 Uhr brannte eine kleine Flamme auf dem Dache des Wasserturmes, aber bald loderte sie hoch empor, die benachbarten Gebäude, das Ennstor und die Mühle brannten und das Feuer loderte zum Schlosse hinan, das nun auch bald in Flammen stand. Die Reihe traf nun die Enge, zu beiden Seiten rückte das Feuer immer vorwärts, die Bürger hatten allen Mut verloren; dasselbe hatte freien Spielraum und die ganze Stadt schien ihr Opfer werden zu wollen. Doch ließ die Wut desselben von selbst nach. Der damalige Besitzer des Hauses Nr. 134 auf dem Platze (Schroff) sammelte einige Leute und brach das Dach desselben ab; zwar brannte auch noch dieses, aber die Gewalt des Feuers war gehemmt, es griff nicht mehr vorwärts. Auf der andern Seite war Nr. 26, das letzte, das abbrannte; die hohe Feuermauer des nächsten Hauses und einige Anstalten hemmten da den Fortgang der Flammen. Dazu trug nun auch das ausgebrochene Ungewitter und die Veränderung des Windes bei; dieser blies nun vonWesten her und trieb die Flammen zurück auf die abgebrannten Häuser; auch ein Regenguss erfolgte und da die Gefahr mehr verschwand, eilten die Bewohner mit neuem Mute herbei und löschten gegen 2 Uhr morgens das brennende Tischlerhaus auf dem Berge, wodurch jener Teil der Berggasse und selbst die rechte Seite des Platzes gerettet wurde. Von Nr. 153, 154 wurden die Dächer abgeschlagen, die Mädchenschule blieb von den Flammen verschont, aber die Fleischbänke unten (der sogenannte Ölberg) brannten ab. Im Schlosse wütete auch das Feuer fort und um halb 5 Uhr morgens ergriff es sogar den hohen, alten Turm; fürchterlich spiegelte sich der ungeheure Brand in den Fluten der Steyr. Der Getreidekasten, wo unten die Schießstätte ist und die daneben liegenden Gebäude blieben unversehrt. Sehr zu bewundern ist es, dass nicht auch das Steyrdorf zugrunde ging; das Tor an der Brücke stand schon in Flammen und diese selbst wurde Öfters von ihnen ergriffen; aber in der Nähe standen die wackeren Bewohner von Sierning, die schon bald nach

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