Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

372 Erinnerung ihrer Bewohner leben wird. Eine Feuersbrunst brach aus, dergleichen unter den vielen hier vorgefallenen nur wenige gewesen sind. Man hatte schon einige Stunden früher einen sonderbaren Brandgeruch im Melzerischen Brauhause Nr. 20, im Ennsdorfe, bemerkt; man warnte, aber die Bewohner desselben kümmerten sich wenig darum; sie suchten das in der Malzdörre entstandene Feuer unbemerkt zu löschen oder zu ersticken, konnten es aber nicht bewirken und abends um dreiviertel auf 10 Uhr brach das Feuer mit großer Wut rückwärts im Hause los, das mitten im Ennsdorfe steht. Der Lärm darüber schreckte schon viele aus dem ersten, tiefen Schlafe auf, die Behörden und Löschwerke kamen schnell herbei und eine große Anzahl von Menschen versammelte sich zur Rettung; allein in wenigen Minuten hatte das Feuer schon die beiden nächsten Häuser ergriffen und verbreitete sich mit reißender Schnelligkeit. Die Enge der Gasse, Lage des Hauses und die Beschaffenheit der übrigen hemmte bei aller Tätigkeit die Löschung, die Schwüle, Trockenheit der Dächer und der Südostwind beförderten dasWachsen des Feuers; Rauch und Funken flogen gleich einem Feuerregen hinüber in die Vorstadt Ort und Steyrdorf, die Bewohner derselben eilten nun größtenteils fort, um die Gefahr von den eigenen Häusern abzuwenden. Die Bewohner des Ennsdorfes suchten, da viele ihrer Häuser schon in Flammen standen, sich, ihre Kinder und Habseligkeiten zu flüchten und so entstand ein Mangel an Leuten zur Löschung. Diese Gebäude, deren viele eine bedeutende Menge Holz und anderer brennbarer Materialien in sich fassten, widerstanden allen Bemühungen; binnen einer Stunde stand schon der größte Teil des Ennsdorfes in Flammen. Nun entzündeten sich auch die Behältnisse, in denen Massen von Brücken- und Bauholz aufgehäuft waren; Feuer und Hitze nahm fürchterlich zu und ergriff die Kollergasse, niemand konnte es mehr bei der Brücke aushalten, man zog sich über dieselbe zurück, welche endlich selbst vom Feuer ergriffen wurde. Die Funken und glühenden Knoppern von den Häusern der Lederer flogen Raketen gleich in das Steyrdorf, ja bis ins Aichet hinaus und nur die Wachsamkeit der Inwohner, die auf den Dächern sich befanden, verhinderten den oft auch dort entstandenen

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