Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

371 Mitternacht zur heiligen Mette in die Kirche; die Wiesen grünten und die Kinder spielten auf denselben, während man zur Zeit der Sommer-Sonnenwende am 24. Juni in vielen Orten die Zimmer heizte! 1822 im Februar wurde der Bau der Brücken vollendet, welcher bei 16.000 fl. kostete. Dieses Jahr war der gerade Gegensatz des vorigen in Ansehung der Witterung; es schien, als hätten alle Stürme und Regen nun ausgetobt. Wärme und Trockenheit herrschte, der Frühling begann bald und lieblich; am 25. April standen die Felder schon voll Ähren, am 25. Juni begann schon die Ernte. Am 18. Juli war hier die erste Burgundertraube reif; am 22. September war die Weinlese in Unterösterreich fast vollendet. In diesem Jahre wurde in der Enge das Pflaster aus Granitsteinen gemacht und dann auch das schöne Trottoir auf beiden Seiten des Platzes bis zur Pfarrkirche und zum Neutore begonnen, desgleichen sich nur wenige Städte rühmen können. Gegen Ende des Jahres und im Anfänge des folgenden herrschte immer eine trockene Kälte, die jedoch nicht hoch stieg; die Enns und Steyr waren schon am 4. Jänner fest überfroren, die Leute gingen und am 14. fuhren sie sogar mit Wägen über das Eis der Enns, das fast bis auf den Boden reichte. Am 31. Jänner ging der Eisstoß bei Garsten weg, setzte sich beim Rathause und zog dann ohne Schaden durch die Brücke. Der Wasserstand war lange Zeit niedrig, sodaß viele aus Mangel desselben nicht arbeiten konnten. Am 3. August starb Maximilian Haas, Stadtpfarrer und Dechant. 1824 am 20. Jänner war die Wahl der neuerdings durch Hofentschließung angeordneten Ökonomie-Räte, deren an der Zahl drei waren, die auch eine Stimme bei der ökonomischen Verwaltung hatten. Ihnen waren sechs Ausschüsse beigegeben, welche nur wegen Aufklärung in manchen Umständen und die Wünsche der Bürgerschaft zu erforschen beigezogen wurden; diese Art der Verwaltung besteht auch jetzt noch. Der 21. Juni dieses Jahres war für die Stadt Steyr wieder ein Tag des Schreckens und höchsten Unglücks, der lange genug in der

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