Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

370 minder beschädigt. Nach dem 20. schneite es im Gebirge und das Wasser sank allmählich herab; die Überfahrt begann, man brachte Brot in die Stadt, der Wochenmarkt wurde im Enns- und Steyrdorfe abgehalten, war aber nicht bedeutend. Am 22. war das Wasser sehr gesunken; da fuhr um 5 Uhr morgens der Postwagen über Christkindl, Schwaming, Tiensting und über die Brücke bei Neuzeug nach Neuhofen und von dort nach Linz; der Steyrerbote ebendahin, aber von Neuzeug in das Steyrdorf zurück und von da erst nach Linz hinüber, welches früher wohl nie geschehen war. Nun begann auch die Herstellung der Steyrbrücke; man arbeitete selbst zur Nachtzeit; bald war sie gangbar und am 2. Oktober auch fahrbar. Über die Enns wurde beim Eisenfloß eine fliegende Brücke errichtet. Am 4. Oktober war wieder der erste Getreidemarkt in der Stadt selbst; am folgenden Tage stürzten aus Fahrlässigkeit des Knechtes zwei Pferde mit dem Wagen über die Steyrbrücke, die noch kein Geländer hatte, hinab; die Pferde ertranken. Am 5. Oktober war auch die Ennsbrücke gangbar und die Verbindung mit den übrigen Teilen der Stadt einigermaßen hergestellt. Die Überschwemmung war nun wohl verschwunden, aber die Folgen derselben dauerten noch lange. Nun sahmanerst dengroßenSchaden, den sie verursacht hatte, sowohl hier, als in der Umgegend; fast alle Brücken und Stege an den Flüssen und Bächen waren fort, die Schiffwege verdorben, Schleusen und Wehren vernichtet. Gegen die Werke unterm Himmel (beim Christkindl) hatte sich eine ungeheure Menge Sand und Schlamm aufgehäuft, kein Wasser floss mehr in den dortigen Wehrgraben und die Mühlen, Hämmer und andere Werkstätten konnten aus Mangel desselben nicht in Tätigkeit gesetzt werden. Nur mit vielen Unkosten konnte der alte Stand der Dinge hier und an anderen Orten hergestellt werden. Die Wasserhöhe am Zusammenflüsse beider Ströme reichte damals zunächst an jene von 1736 an undwar beiläufig nur einen Schuh niedriger; sie betrug 3 Klafter über dem gewöhnlichen Wasserspiegel. Dieses Jahr endigte auch so sonderbar, als es sich immer gezeigt hatte; am 25. Dezember und noch bis zum 30. herrschte der Südwind und große Wärme; in Sommerkleidern ging man um

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