Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

369 am Felsen des Schlosses und rissen endlich auch gegen 3 Uhr morgens von der Spitalmühle die sogenannte Radstube und Scheune weg. Den schauerlichsten Anblick aber gewährte es, als gegen 4 Uhr früh unter Sturm und Regen die Wogen die beiden Kohlstätten durchbrachen, die eine mitten im Wasser in Rauch und Flammen stand und von der andern die glühenden, halb brennenden Bäume in stürmischer Eile daher schwammen und die finstere Nacht erhellten. Um diese Stunde hatten auch die Flüsse ihre größte Höhe erreicht, die einige Zeit dauerte; noch morgens waren sie so hoch, dass die Fluten der Enns und Steyr auf dem Platze zwischen beiden Brücken sich vereinigten, ein Teil der Enge und der untere Stadtplatz einen Schuh tief vomWasser bedeckt war. Dann aber begann es zu sinken, abends war es um eine Klafter gefallen, am 17. noch mehr; man begann, obwohl mit Gefahr, Leute überzuführen, da begann es von neuem sehr stark zu regnen, beide Flüsse stiegen wieder zu einer Höhe am 19. empor, welche der ersteren nur um 4 Fuß nachstand. Die Verbindung war wieder gänzlich unterbrochen, die Stadt sah einer Insel gleich und war von ihren Vorstädten getrennt. Schon begann in derselben Mangel an Mehl und Brot, denn die Schiffmühlen waren weggerissen und auf der schmalen Endzunge auf der südwestlichen Seite der Stadt ist keine Mühle; aller Verkehr war unterbrochen. Aber auch die Lage der Vorstädte war nicht minder traurig; im Ennsdorf war kein Arzt, kein Apotheker, keine Hebamme, zu schnell war zur Nachtzeit das Wasser gestiegen, als dass man hätte dafür Anstalten treffen können; die Brücken waren durchbrochen, die ausgetretenen Bäche ringsherum gaben selbst dem Verkehr mit der Nachbarschaft nicht Raum. Zufällig befand sich der Verfasser dieser Geschichte, Augenzeuge der traurigen Ereignisse, im väterlichen Hause Nr. 28, im Ennsdorf, übernahm für den Notfall die Seelsorge in den Ferien und las in einem gesetzmäßig dazu eingerichteten, großen Zimmer im Hause Nr. 14, vom 16. September (Sonntags) angefangen, durch längere Zeit unter großem Zulaufe des Volkes die heil. Messe, bis die Verbindung mit der Stadt wieder ordentlich hergestellt war. Bei der Steyr sah es auch noch immer traurig aus, das Wasser stand hoch, viele Häuser, Hämmer und Schleifen waren mehr oder

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