Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

368 1820 am 10. Jänner sah man hier einen Regenbogen und zwei Nebensonnen um zehn und ein halb Uhr früh. Am 3. Juli wurde der Bau zu dem Damme auf dem Stadtgraben begonnen; diese neue Kommunikation war wohl wegen Feuersgefahren nötig und überhaupt bequem.Dieser gab zugleichVeranlassung zur Entstehung der Promenade, denn im März 1821 wurde die Gegend daselbst mit schönen Kastanienbäumen besetzt, welche von Losensteinleithen hierher gebracht worden waren. Am25. August kamSe. Majestät K. Franz vonKremsmünster hier an; es wurde aber nur auf dem Stadtplatze umgespannt und die Reise nach Seitenstetten fortgesetzt. Dieses Jahr war wieder durch die kalte, nasse Witterung ausgezeichnet, welche vorzüglich vom Juni bis zum Oktober währte, das Getreide wuchs auf dem Felde aus und das Obst ging halb reif an den Bäumen in Fäulnis über. Im September verdoppelten sich die Regengüsse, die Enns und Steyr schwollen hoch an, besonders am 15. nachts. Um 11 Uhr wurden schon die Brücken gesperrt, weil die höchste Gefahr eintrat, die Leute wachten oder flüchteten sich. Am 16. um halb ein Uhr nach Mitternacht riss sich die Schiffmühle zu Garsten los und durchbrach zwei Joche der Neubrücke. Die Enns stieg von der gewaltig heranstürmenden Steyr geschwellt so hoch empor, dass sie nachts über die Stadtmauer drang. Ungeheure Massen von Bäumen, teils von den überall weggerissenen Brücken und Stegen, teils aus der Erde entwurzelt, oder von dem in Reifling zerrissenen Rechen, rollten in den schäumenden Wogen daher und rüttelten an den Brücken, dass sie oft den Einsturz drohten. Ein abgesprengtes Floß riss endlich frühmorgens ein Joch der Ennsbrücke weg und abends um 6 Uhr wurde ein anderes umgestürzt. Noch fürchterlicher war der Andrang des Steyrflusses, er war in finsterer Nacht sehr schnell zu einer großen Höhe gestiegen, das Wasser reichte bei manchen Häusern bis zum ersten Stockwerke hinauf und die Bewohner flüchteten sich angstvoll auf die Dächer. Eine Menge von Bäumen rollte daher, welche sich an der Brücke hoch anhäuften, lange widerstand sie ihrem Andrange, endlich durchbrachen sie zwei Joche und machten sich breite Bahn. Wild brachen sich die Wogen

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