Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

367 Selbst die andern Bürger sanken immer im Wohlstande, sie mussten, da die geringen Einkünfte der Stadt kaum zur Deckung der Unkosten für die Besoldung der Beamten hinreichten, alle öffentlichen Lasten bestreiten, die Herstellung der Brücken, die Straßen, Brunnen, Beleuchtung und andere Gemeindegegenstände. Es wurde daher am 5. Mai eine Deputation von vier Bürgern nach Wien gesandt, um die Erlaubnis zu erwirken, die öffentlichen Fondspapiere der Stadt verkaufen zu dürfen, um die Schulden zu tilgen und wieder einen bürgerlichen Magistrat zu errichten, allein sie richtete fast nichts aus. Am 19. April nachts geschah hier eine grässliche Tat, ein Invalide, namens Sebekoksky, der ein Weib und drei Kinder bei sich hatte und mit einem Kameraden als Musikant herumzog, erschlug denselben in der Stadtkaserne, wo sie Unterstand gefunden hatten. Der Täter wurde aber bald entdeckt und dem Gerichte überliefert. In diesem Jahre 1818 erhielt die Stadt das Privilegium, jährlich zwei Vieh- und Pferdemärkte zu halten und zwar am 19. März und 10. Oktober. Zum ersten Male wurden auch 200 Stück Rindvieh und über 60 Pferde hierhergebracht. 1819 wurde Herr Franz Reisser, seit 1803 Magistratsrat, von der k. k. Regierung zum Bürgermeister von Steyr ernannt. Am 2. Mai war der Erzherzog Johann mit zwei Adjutanten hier, besichtigte den Tabor- und Dachsberg, weil es im Plane war, Enns zu einer Festung zu machen und reiste dann in diese Stadt ab. Am 18. geschah die Hinrichtung des Mörders Sebekoksky durch den Strang auf dem städtischen Hochgerichtsplatze beim Steinfelde; seit 40 Jahren war keine solche Exekution vorgefallen, ausgenommen die Erschießung der Bauernknechte durch die Franzosen 1800. Am 9. September traf Se. Majestät K. Ferdinand I. (damals Kronprinz) hier ein; die bürgerliche Kavallerie war Höchstdemselben entgegengeritten, die Infanterie machte Parade, die Kanonen donnerten, dieMusikbande spielte undwurde reichlich beschenkt. Die Stadt wurde beleuchtet und auf dem Rathause prangte ein herrliches Transparent mit der Aufschrift: „Spes Austriae Ferdinandus“, welche schöne Hoffnung nun Wirklichkeit ist.

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