Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

366 Auf dieses nasse, düstere Jahr folgten nun zwei ausgezeichnete an Elend und Not, wie sie zum Glücke nur selten in der Geschichte Österreichs erscheinen. 1816 war immer trübe, nasse Witterung, Schnee, Eis und Kälte herrschte noch im April, am 16. Mai fror das Wasser, der Schnee lag bis gegen den Damberg herzu. Die Aussicht auf eine gute Ernte schwand, die Monate Juni, Juli, August und September waren immer regnerisch, die Ernte schlug gänzlich fehl und die Teuerung stieg ungemein hoch. Dazu kam noch der Mangel an Arbeit und der Stillstand des Handels, eine dumpfe Niedergeschlagenheit bemächtigte sich aller Gemüter. Wohl schöpfte man neue Hoffnungen beim Beginne des Jahres 1817, allein umsonst, die Teuerung, durch Wucher vergrößert, stieg immer. Der April begann wohl schön und alles freute sich des kommenden Frühlings, aber plötzlich trat ein neuer Winter ein, am 11., 12. und 13. Schnee und Kälte, die immer zunahm und mit ihnen die Teuerung; der M. Weizen kostete 42 fl., Roggen 38 fl. Am 18. April war fußtiefer Schnee in der Stadt, mannshoch lag er auf den Gebirgen umher. Am 28. und 29. April gewährte das ganze Lanz noch den Anblick, wie der Dezember und Jänner in einem grimmigen Winter; alles war erstarrt, tiefe Schneelagen und Eis bedeckten die Berge und Ebenen. Mutlosigkeit, ja Verzweiflung herrschte in den Gemütern vieler, die Teuerung war auf einer fürchterlichen Höhe, da verwandelte sich plötzlich wie mit einem Zauberschlage alles in Freude und Jubel. Am letzten Tage dieses Monates heiterte das Firmament sich auf, ein Südostwind brachte Wärme und neues Leben, der erste Tag des Mais war herrlich und sehr warm, in ungeheurer Schnelligkeit schmolz der Schnee und das Eis in den Ebenen und die Felder begannen zu grünen, bald schmolz auch der Schnee in den Gebirgen, am 11. blühten schon die Bäume und Blumen. So dauerte es den ganzen Mai und auch noch im Juni, die Preise der Lebensmittel sanken und eine reichliche Ernte drückte dieselben noch mehr herab; das Jahr, welches so fürchterlich begonnen hatte, endete glücklich. Der Hungersnot war nun wohl abgeholfen, aber nicht zugleich dem traurigen Zustande in der erwerblosen Stadt; die meisten Eisenarbeiter hatten keine Beschäftigung und gingen betteln.

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