Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

364 Syndikus zu Gmunden. Von dieser Zeit an bis 1819 ward diese Stelle nicht besetzt, sondern der erste Ratsherr, Werloschnigg von Bernberg, leitete die Geschäfte beim Magistrate. Der Krieg von 1809 hatte die Nationalschuld und die Menge des Papiergeldes ungeheuer gesteigert, der Staat sah sich daher genötigt zur Verbesserung der Finanzen die Bankozettel auf den fünften Teil ihres Nennwertes herabzusetzen. Das Dekret über die ganze Finanzoperation wurde am 15. März 1811 um 5 Uhr morgens bekanntgemacht und erregte vieleMissverständnisse undBesorgnisse. Dieses Jahr war ausgezeichnet durch die schöne warme Witterung, den vortrefflichen Wein und herrlichen Kometen, welcher in den immer heiteren Nächten des Herbstes am Firmament in voller Glorie prangte. Viele hielten ihn nach altemWahne für den Vorboten eines großen Krieges und diesmal traf zufällig die Wahrsagung ein, denn im folgenden Jahre 1812 begann der fürchterliche Kampf Napoleons gegen Russland; Österreich nahm als Bundesgenosse desselben mit 30.000 Mann daran Anteil. Schnell rückte er vorwärts, am 15. September zog er in das verlassene Moskau ein, welches bald darauf von den Russen angezündet in den Flammen aufging. Am 19. Oktober begannNapoleon den Rückzug, der durch die Verfolgung der Feinde, Hunger und grimmige Kälte ausgezeichnet war, nur wenige Tausende retteten sich von der großen Armee. Preußen schloss sich nun an Russland, Österreich schwankte. Aber nach neuen Siegen Napoleons mit frischen Streitkräften bei Lützen am 2. Mai 1813 und bei Bautzen am 20. und 21. Mai, nach fruchtlosen Unterhandlungen mit ihm schloss sich auch Österreich dem Bunde gegen ihn an und Fürst Schwarzenberg übernahm das Oberkommando. Nach den Siegen bei Kulm, an der Katzbach und bei Dennewitz kam es zur großen Entscheidungsschlacht bei Leipzig am 16. bis 19. Oktober, welche Napoleon verlor und Deutschland ward frei; die Verbündeten drangen bis an den Rhein vor. In diesem Jahre war am 11. September zu Steyr eine große Überschwemmung, durch Regengüsse in den Gebirgen verursacht. Die Steyr und noch mehr die Enns wuchsen zu einer sehr bedeutenden Höhe heran, das Wasser stand nur um drei und einen

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