Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

359 die verschiedensten Handwerker waren Tag und Nacht mit Arbeiten für die feindliche Armee beschäftigt. Das französische Artillerie-Kommando setzte sich sogleich in den Besitz aller ärarialischen Hammerwerke und Gewehrfabriken, alles Eisens und Kohlvorrates, nahm aus den Hämmern, Schleifen und Polieren alles Eisen heraus, raffte alle Armaturarbeiter zusammen, fügte ihnen seine eigenen Leute bei und ließ ununterbrochen Waffen erzeugen oder reparieren. Die Stadt musste alle diese Arbeiten sogleich bezahlen, diese Requisition allein betrug über 12.000 fl. Ferner musste dieselbe täglich drei Tafeln des Kommandierenden, der imBerggerichte wohnte, mit Speise und Trank auf eine vorzügliche Weise versehen, welches alle Tage einen Auf-wand von 4 bis 500 fl. erforderte. Auch hatte er 14 Pferde, die mit Futter versehen werden mussten. Endlich machte der Friede zu Lüneville, der am 9. Februar 1801 abgeschlossen wurde, diesen Requisitionen und dem traurigen Zustande ein Ende; am 19. März zogen die letzten Franzosen aus Steyr ab und entfernten sich nach und nach aus dem Lande. Ruhe und Ordnung trat wieder ein, aber die Wunden, welche der Krieg und das Dasein der so zahlreichen Feinde geschlagen hatte, heilten so bald nicht. In diesem Jahre 1801 starb der Stadtpfarrer Andreas Maislinger am 24. Februar, an seine Stelle kam Johann Math, Exkapuziner, der dann auch Dechant ward. 1803 legte Sylvester von Paumgarten sein Amt als Bürgermeister nieder und ward Stiftsrichter zu Schlägel, nun wurde von der Bürgerschaft, die damals noch das Wahlrecht hatte, Franz Preureutter zu diesem Amte erwählt. 1804 am 11. August erklärte sich K. Franz II. zum Erbkaiser von Österreich und schon früher, am 18. Mai war Napoleon Kaiser der Franzosen geworden. Was er früher getan hatte, tat er auch jetzt noch; seine äußere Politik war eine Kette von Verletzungen der Rechte anderer Mächte und ihrer Besitzungen, niemand war vor seiner Willkür und Gewalttätigkeit sicher. Daher entstand nun 1805 der dritte Bund gegen Frankreich zwischen England, Österreich, Russland und Schweden. Der Krieg begann im September, Erzherzog Karl führte die Armee in Italien, Erzherzog Ferdinand

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