Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

358 28. nach Linz und dann nach Salzburg. An diesem Tage war hier auch ein trauriges Schauspiel, eine Exekution. Am 26. war ein großes gemischtes Gericht gehalten worden unter der Oberleitung des Brigadegenerals Dürütte, Kommandanten der Division zu Steyr, über Franz Reitner, 18 Jahre alt, von Losenstein gebürtig, Knecht; über seinen Bruder Simon, 29 Jahre alt, gebürtig von Reichraming; über Adam Funkel, 43 Jahre alt, von Höllenstein, Knecht; über Franz Schoiswohl, 48 Jahre alt, Knecht, aus der Steiermark gebürtig; und über Mathias Wertstecker, 40 Jahre alt, Bauer, von Arzberg gebürtig; die als Tätige oder Mitschuldige eines an dem französischen Bürger Monet, Unterleutnant und Andasse, Sergent Major der 14. Halbbrigade der leichten Infanterie, verübten Meuchelmordes angeklagt waren. Das Gericht war sehr schonend, allein es war den Angeklagten vermöge ihrer eigenen bestimmten Aussagen nicht zu helfen. Mathias Wertstecker ward als unschuldig erkannt und in Freiheit gesetzt, die vier übrigen wurden als schuldig zum Tode verdammt und am 27. öffentlich auf dem Felde vor dem Mayr-Garten von französischen Soldaten erschossen. Das gefällte Urteil wurde zu Steyr in deutscher und französischer Sprache gedruckt und öffentlich angeschlagen. Die Stadt Steyr litt ungemein durch diesen feindlichen Einfall, ungeheuer waren die Quartierlasten und Requisitionen. Die österreichische Armee war auf ihrem Rückmarsche größtenteils hier durchgezogen, derselben folgte dann das Zentrum und der rechte Flügel des feindlichenHeeresundquartierte sich inderStadtund inden Vorstädten ein, die Lebensmittel wurden aufgezehrt und die meisten Bürger ausgeplündert. Eine sehr zahlreiche Garnison blieb immer hier, die verarmten Bürger konnten den Einquartierten die verlangten Lebensmittel nicht verschaffen, daher wurden ihnen dieselben von den Bäckern, Fleischhauern und Wirten auf magistratliche Anweisungen indessen vorgestreckt, damit aber diese es leisten konnten, mussten ihnen von der Stadt große Vorschüsse gemacht und von derselben bedeutende Summen aufgenommen werden. Die Requisitionen aller Art waren ungeheuer, sie beliefen sich auf 40 bis 50.000 fl., ohne jene, worüber nicht quittiert wurde. Den Kaufleuten wurde das Tuch, den Lederern alles Leder abgenommen und

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