Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

357 der Enns- und Neubrücke in das Wasser, um den Übergang zu verhindern; das Lager derselben dehnte sich von Steyr bis Dorf an der Enns aus. Um sieben Uhr abends erschien die Vorhut der Franzosen unter dem General Richepanse und rückte bis an die Steyrbrücke, welchen Fluss der Feind anfangs für die Enns gehalten zu haben scheint, aber nicht in die Stadt, ungeachtet diese Brücke gangbar war. An derselben waren einige Soldaten aufgestellt und auf dem Platze vor der Kirche standen mehrere Kanonen. Richepanse wohnte im Steyrdorf Nr. 15, wo ihm auch der Magistrat die Aufwartung machte, gegen 11 Uhr musste die Stadt beleuchtet werden, in welche nun die Franzosen einrückten, der General begab sich erst am folgenden Tage in das fürstliche Schloss. Zahllose Wachfeuer brannten in der finstern, kalten Thomasnacht sowohl außerhalb des Ennsdorfes auf der Seite der k. k. Truppen, als auch außerhalb der Vorstadt Aichet auf den dortigen Anhöhen gegen Sierning zu. Am folgenden Tage rückte General Lecourbe mit 36.000 Mann hier ein, ihm folgten Grouchy, Montrichard, Decaen, Dessolles (der Generalquartiermeister), der Obergeneral Moreau selbst kam am 25. Die Franzosen zogen nun über die hergestellten Brücken in das Ennsdorf hinüber zur Verfolgung der Österreicher und es fielen einige Reitergefechte vor, bald aber hemmten Unterhandlungen diese Kämpfe. Die Bevollmächtigten von Seite des Erzherzoges Karl waren die Generäle Graf Grünne und Weyrotter, von Seite Moreaus der Generaladjutant Lahorie. Die Zusammenkünfte derselben waren im Hause des Herrn Göppel, Apothekers, Nr. 6 und am 25. Dezember wurde da ein Waffenstillstand auf 30 Tage abgeschlossen, vermöge dessen die Festungen Würzburg und Braunau und Tirol an die Franzosen abgetreten werden mussten; im Lande unter der Enns machte der Fluss Erlauf die Grenze, an welchen dieselben nun auch vorrückten; dieser Waffenstillstand wurde später verlängert. Am 27. erließ Moreau aus seinem Hauptquartiere zu Steyr eine ziemlich hochtrabende Proklamation an seine Soldaten, worin er denselben den abgeschlossenen Waffenstillstand kundmachte, die Hoffnung des baldigen Friedens ausdrückte und sie zur Disziplin und Achtung für das Eigentum der Bewohner aufforderte; er begab sich am

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