Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

354 zwei kleineren Gefechten bei Unzmarkt und Judenburg standen die Franzosen schon bei Leoben. Ein ungeheurer Schrecken verbreitete sich nun in der Stadt Steyr und viele flüchteten sich, besonders als ein Teil der retirierenden Armee hier durchzog. Die Bürger hielten Wache an den Toren und man erwartete die Ankunft des Feindes. Da wurde aber am 7. April ein Waffenstillstand geschlossen und die Unterhandlungen begannen in dem für neutral erklärten Leoben; am 18. April kamen die Friedenspräliminarien zustande und die Franzosen zogen sich nach Italien zurück. Am 17. Oktober wurde der Friede zu Kampo Formio abgeschlossen. Um nicht die kurze Übersicht der Kriegsereignisse zu unterbrechen, ist indessen von den Begebenheiten in der Stadt Steyr geschwiegen worden, allein es ist auch nur wenig Merkwürdiges in dieser Zeit vorgefallen. Da anfangs der Kriegsschauplatz ferne war, so litt die Betriebsamkeit und der Handel der Stadt nur wenig, vielmehr hatte derWohlstandunddie Zahl der Bürger bedeutend zugenommen. Dies erregte von neuem den Wunsch nach einem Gymnasium und 1796 machten die Bürger den letzten Versuch in dieser Hinsicht. Sie hatten einen Plan entworfen, legten denselben dem K. Franz II. vor und baten um Genehmigung und Einführung der Studien für das Jahr 1797. Sie wünschten vorzüglich Priester als Professoren, die in einer Kommunität lebten und zugleich für die Seelsorge brauchbar wären, Piaristen oder andere Ordensgeistliche, ja selbst Weltpriester. Die Bürger erklärten zur Herhaltung dieser Anstalt keinen öffentlichen Fond ansprechen zu wollen, einen Teil der Kosten sollte die Stadtkasse und den andern die Bürgerschaft tragen; diese wollte auch für das Gebäude sorgen, indem sie das Dominikanerkloster um 10.000 fl. vom Anton Schaitner kaufen und zur Schule und Kommunität herrichten würde. Das Stadtärarium könnte jährlich 300 fl. geben, die zwei Benefizien, über welche der Magistrat und eines, worüber die Schneiderzunft das Präsentationsrecht besitzt, könnten mit höherer Erlaubnis nach dem Tode der damaligen Benefiziaten für den Studienfond allhier verwendet werden; dadurch würde ein Fond von jährlicher Einnahme pr. 2032 fl. gegründet werden, wo also noch ein Überschuss vorhanden wäre. Bis die Benefiziaten absterben,

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