Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

351 Garten wurde verkauft und kam an Herrn Eberstaller; die Kirche wurde abgebrochen. In diesem Jahre wurde auch der Stadt vermöge Kameralgüter- Administrations-Dekretes vom 15. Februar um den Schätzungswert das Nonnenkloster, die Kirche und Loretto-Kapelle überlassen, welche ersteres zu einem Arbeitshause, dann auch zu Wohnungen und Gefängnissen verwendete. Auch in politischer Hinsicht ging nun eine bedeutende Veränderung vor sich; auf allerhöchsten Befehl wurde die alte Verfassung und Verwaltung der Stadt aufgehoben und anstatt der vorigen Bürgermeister, Stadtrichter und Ratsherrn aus dem Bürgerstande ein juridischer Magistrat eingeführt, bestehend aus einem Bürgermeister, vier Räten und zwei Sekretären, welche alle geprüfte Juristen sein mussten. Der erste Bürgermeister nach der neuen Einrichtung war Sylvester von Paumgarten, Doktor beider Rechte; der erste Ratsherr Werloschnigg von Bernberg, der zweite Friedrich Haidinger, der dritte Vinzenz Köhler und der vierte Albert Schelmann; alle diese wurden von der Bürgerschaft erwählt, aber vom Landeshauptmann bestätigt. In diesem Jahre hatte Steyr zum zweiten Male das Glück, den K. Joseph in ihren Mauern zu besitzen. Gegen Ende desselben, am 17. Dezember, starb der letzte Abt von Garsten, Maurus Gordon und bald darauf, am 1. Mai 1787, wurde auch dieses Kloster aufgelöst. 1787 am 28. und 29. Oktober war eine sehr bedeutende Wasserhöhe, welche einige Joche von der Enns- und Neubrücke wegriss. 1788 erfolgte von österreichischer Seite die Kriegserklärung gegen die Türken, aber der erste Feldzug entsprach den großen Erwartungen nicht, desto mehr der zweite; die Türken wurden überall geschlagen, Loudon eroberte am 9. Oktober 1789 die Hauptfestung Belgrad. In allen Städten Österreichs ertönte Jubel, überall wurden Feste gefeiert und vorzüglich auch zu Steyr, deren Beschreibung sogar im Drucke erschien. Die Macht der Türken war gebrochen, der Weg nach Konstantinopel schien offenzustehen; allein des Kaisers Krankheit, die Unzufriedenheit der Ungarn, der rebellische Geist in

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