Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

349 Ein Dekret drängte nun das andere; 1781 am 11. Juni erschien das Zensur-Edikt; am 13. Oktober das Toleranz-Edikt, wodurch den Protestanten und den Anhängern des griechischen Ritus freie Religionsübung gestattet wurde; am 30. Oktober das Dekret wegen Aufhebung aller Nonnenklöster, die sich bloß einem beschaulichen Leben widmen; ausgenommen waren also jene, die sich mit dem Unterrichte der Jugend oder Krankenpflege beschäftigten, wie die Ursulinerinnen und Elisabethinerinnen. Diese Verordnung betraf auch die Nonnen zu Steyr, welche nun, wenn sie nicht aufgelöst werden wollten, die Regel der Ursulinerinnen annehmen und wie diese dem Unterrichte der weiblichen Jugend sich widmen mussten. Sie erwählten auch das letztere, erbauten auf eigene Kosten das schöne Schulgebäude neben ihrem Kloster, wozu auf ihre Bitten die Stadt 1000 fl. beitrug. 1782 wurden auch neue Pfarreinteilungen gemacht, und manche Verordnungen in Ansehung des Gottesdienstes erschienen; die Bruderschaften, deren mehrere in Steyr waren, wurden aufgehoben, ihr Vermögen zum Religionsfond eingezogen und nur die Bru-derschaft der Liebe des Nächsten gestattet. Auch erschien das Verbot, die Leichen in den Grüften der Kirchen beizusetzen; nur an entlegenen Orten sollten sie begraben werden. In diesem Jahre kaufte auch die Stadt einen Wiesengrund von Riesenfels zur Erbauung eines Schulhauses im Aichet. Im Jahre 1783 erschien die Verordnung wegen Aufhebung der Todesstrafe; das neue Ehepatent; eine andere Gerichtsordnung und Gottesdienst-Einrichtung; die neue Stollordnung wurde bekanntgemacht und eingeführt. In den Hauptstädten wurden General-Seminare errichtet, in denen alle Theologen der betreffenden Provinzen versammelt wurden und ihre Studien vollenden mussten. Eine neue Regulierung der Kreise und Kreisämter wurde gemacht, jenes vom Traunkreise von Trauneck nach Steyr verlegt; der erste Kreishauptmann hier war Herr Franz von Sonnenstein. Dieses Jahr war ausgezeichnet durch den sogenannten Höhenrauch, welcher sechs Monate währte, wo die Sonne immer wie

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