Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

338 derselben, welcher gestohlen hatte, wurde zum Tode verdammt und auf der Ennsleiten neben dem Hallergarten erschossen; zwei Dominikaner hatten ihn auf seinem letzten Gange begleitet. Die Ankunft der Österreicher und Ungarn rückte nun immer näher und die Furcht der Bayern nahm zu; es mussten schon Pferde und Wagen gestellt werden und am 23. wurden 300 Bagagewagen von hier gegen Passau weggeführt. Am 26. kam General Minucci als Kommandant hier an und wurde auf dem Platze, nun Nr. 29, einquartiert. Öfters entstand ein falsches Lärmen vom Anrücken der Österreicher; Minucci besichtigte die Vorpostenlinie um Garsten, der k. General Mercy setzte am 30. mit seiner Kavallerie bei Losenstein über die Enns, die Bayern mussten ihre Schanzen bei Ternberg und Dambach verlassen. An eben diesemTage war die k. Armee unter dem Feldmarschall Khevenhüller von Haag auf Brunhof gerückt; am 31. früh wurde unweit des Schlosses Dorf, an der Enns, für die Artillerie eine Schiffbrücke geschlagen, während General Bärenklau mit Kavallerie und Infanterie die Feinde überfiel, welche am jenseitigen Ufer Schanzen hatten; sie verließen dieselben und entflohen, nur bei Kronstorf war ein kleines Gefecht. Da auf diese Weise die aus 4000 Mann bestehende Besatzung von Steyr abgeschnitten zu werden befürchtete und auch von Garsten her die k. Armee immer näher rückte, entfernten sich die Bayern plötzlich und unvermutet und zogen in größter Stille nach 5 Uhr früh aus Steyr ab. Sie begaben sich über St. Florian nach Linz; es war der letzte Tag des Jahres 1741, ein Sonntag. Als die Bürger die Befreiung der Stadt sahen, brachen sie in vollen Jubel aus, richteten die Brücken wieder her, andere eröffneten mit Gewalt das von den Bayern versperrte Pfarrtor und viele eilten nach Garsten den k. Truppen entgegen. Um 8 Uhr sprengten 36 Husaren bei diesem Tore herein, stellten sich auf dem Platze auf und eilten bald den Bayern nach; dann kam der Baron von Trenk, Oberst, mit den Warasdinern, welche die Tore besetzten und bewachten. Sie bemächtigten sich auch auf der Ennsbrücke des Tischlers Kranichl, welcher viele Prügel erhielt und in das Gefängnis kam.

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