Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

337 am 24. Kanonen vor der Kaserne aufgepflanzt. Sogar die Nonnen wurden in eine große Verlegenheit gebracht, indem Tingry mit vielen Offizieren das Kloster derselben besichtigte, um dort auf der Seite des Stadtgrabens Verteidigungs-Anstalten zu treffen, die aber doch nicht ausgeführt wurden. Diese Sorgfalt war auch in der Tat nicht überflüssig, denn schon am 3. November war Unterösterreich vom Kurfürsten geräumt worden, welcher sich nach Böhmen zog und am 26. Prag eroberte; aber von unten herauf rückten immer näher die zahlreichen Haufen der Ungarn, unter Anführung des Feldmarschalls Grafen von Khevenhüller. Anfangs Dezembers wurden die Bayern schon von Weyer vertrieben; der Graf Segür, Oberkommandant, kam selbst von Linz nach Steyr, um die Verteidigungs-Anstalten zu besehen, beorderte später ein bayerisches Infanterie-Regiment hierher, wovon 500Mann im Steyr- und Ennsdorfe, die Leibkompanie in der Stadt und 400 in Garsten einquartiert wurden. Bald darauf rückte ein bayerisches Kürassier-Regiment ein; die Franzosen mit dem Prinzen Tingry marschierten in die Umgegend von Kronstorf ab. Die Bayern verschanzten sich stark in Ternberg und Dambach, wozu Steyr Schanzarbeiter schicken musste. Auch hier wurden die Verteidigungs-Anstalten fortgesetzt; man brach das Dach auf dem runden Turme imPfarrhofgarten ab, umdort Kanonen aufzupflanzen; ja sogar der alte Schlossturm sollte zu diesem Zwecke dienen; nach dem Berichte eines Augenzeugen wurden einige Kanonen mit Seilen durch einen Aufzug auf den hervorspringenden Raum unter dem Dache gebracht und es wurde öfters geschossen, um Versuche zu machen. Ferner errichteten die Bayern innerhalb der Mauer gegen die Enns verschiedene Gerüste, um dort im Notfälle Soldaten zur Verteidigung aufzustellen. Am 21. Dezember führte ein Tischler vom Ennsdorfe, namens Kranichl, vom Hause Nr. 32, die Bayern in die sogenannte Praschentafern (jetzt Hausmann in der Raming), wo 15 k. Husaren waren; aber 14 derselben retirierten sich in den Wald, nur einer, der krank war, blieb zurück und wurde ermordet. Um diese Zeit lagen auch 150 Mann von der französischen Freikompanie, welche die verlorenen Kinder hießen, in Steyr, einer

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