Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

336 Wachstuben und Spitäler errichtet werden, eines derselben aber sogar im Seminarium der Jesuiten, auch die Lorettokapelle der Nonnen wollte man dazu verwenden, was jedoch unterblieb. Am 2. Oktober ging die Huldigung zu Linz feierlich vor sich, aber erst am 5. reiste der Kurfürst zur Armee nach Unterösterreich. Diese Verzögerung trug sehr vieles zur Rettung bei, denn die feindliche Armee war indessen ziemlich untätig geblieben, desto tätiger waren aber die Österreicher, Wien in Verteidigungsstand zu setzen und die Ungarn, welche Maria Theresia persönlich am 11. September zu Preßburg zur höchsten Begeisterung gebracht hatte, um ein allgemeines Aufgebot zu errichten; alles eilte zu den Waffen und rückte schnell vorwärts. Am 24. Oktober wurden die Feinde bei Stein und Krems geschlagen, beide Städte von den Österreichern besetzt und die Pässe nach Böhmen verwahrt. Der Kurfürst beschloss den Rückzug und ordnete Verteidigungsanstalten in Oberösterreich an, zu dessen Kommandanten er den Grafen Segür ernannte. Vorzüglich mussten Linz, Enns und Steyr befestigt werden; hier wurden in der Vorstadt Ennsdorf Schanzen angelegt, Palisaden und spanische Reiter vorzüglich bei der Ennsbrücke, bei der Neubrücke und beim Ramingsteg errichtet. Am 29. kam ein Ingenieur hier an, um alle Befestigungen zu besichtigen, auf seinen Befehl wurde mitten auf der Ennsbrücke eine Aufzugbrücke in eisernen Ketten gemacht, einige Tore wurden vermauert und eine Befestigungslinie gezogen. Am 7. November kam der Prinz Tingry, Oberst, mit 2000 Mann zu Fuß, 9 Fahnen und Feldmusik hier an. Alle wohnten in der Stadt, im Schlosse waren mehrere Offiziere und 240 Soldaten einquartiert. 100 Mann, 2 Hauptleute und 2 Leutnante besetzten das Kloster Garsten. Am 17. wurde das Stadttor gegen die Ortschaft Reichenschwall und das Schlosstor auf den Graben hinaus vermauert. Auch mussten alle Gewehre außer den Säbeln, alles Pulver und Blei, die Kanonen und Mörser vom Zeughaus in das Schloss abgeliefert, die Schlüssel zu jenem und zur Rüstkammer übergeben werden. Am 22. wurden auch um den Tabor, Engelshof, im äußeren Ennsdorf und außer der Kollergasse Palisaden gesetzt und alle Nebeneingänge der Häuser gesperrt,

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