Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

334 1738 am 20. Oktober starb der Stadtpfarrer Johann Baptist Ebberth, welcher eine eigene Dissertation über die vielen Kirchenweihen, welche Abt Anselm von Garsten unternahm, hatte drucken lassen. Er war schon lange kränklich gewesen, daher Paul Prieffer, Mitglied von Garsten, Doktor beider Rechte, seit 1731 Administrator in geistlichen und seit 1735 auch in weltlichen Dingen gewesen war. Nun folgte als Pfarrer Leopold Till, früher Ökonom im Stifte, er wurde am 6. Jänner 1739 vom Abte installiert. Dieser ist es, welcher die weitläufige Abhandlung in lateinischer Sprache schrieb, welche öfters als Decennium Abbatis Anselmi angeführt worden ist. Es begreift eigentlich nur 10 Jahre der Regierung desselben, von 1683 bis 1693, doch kommen auch einzelne Winke aus späteren Jahren vor, sodass es vor 1722 wenigstens nicht vollendet worden ist. Es ist aus dem Archive von Garsten genau zusammengetragen und liefert auch einige Nachrichten über die Pfarren des Stiftes und zwar aus der ältesten Zeit. Am 24. Juni war wieder eine Feuersbrunst im äußeren Ennsdorf, welche 6 Häuser und 7 Scheunen verzehrte. 1740 am 20. Oktober starb K. Karl VI. und mit ihm erlosch die männliche Linie des habsburgisch-österreichischenHauses. Maria Theresia übernahm nun die Regierung der Länder, aber unter den traurigsten Umständen. Die Schatzkammer war fast leer, die Armee in einem schlechten Zustande. Zwar hatten die meisten Mächte ihr die Nachfolge in den Reichen ihres Vaters feierlich zugesichert, allein die gegründete Hoffnung auf leichte Weise einen Teil ihrer Länder an sich zu bringen, bewog mehrere, das Versprechen nicht zu halten und der Thron Marien Theresiens zitterte; nur ihr Mut, die Liebe und Treue ihrer Untertanen standen derselben in dem gewaltigen Sturme schützend zur Seite. Am ersten und zwar unvermutet, brach K. Friedrich II. von Preußen los und fiel in Schlesien ein; im Jänner 1741 hatte er schon den größten Teil des Landes in Besitz und gewann am 10. April die Schlacht bei Molwitz. Aber noch näher rückte die Gefahr von Seite Bayerns, welches mit Frankreich im Bunde die österreichische Monarchie zerstückeln wollte. Daher veranstalteten die Stände ob der Enns ein Aufgebot und leiteten

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