Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

329 mit Wein blieb verschont, auch das gegenüberstehende Wohnhaus ihres Beichtvaters brannte ab; durch acht Tage loderten noch öfters die Flammen aus den Ruinen empor. Eine taube Nonne, Maria Katharina, welche die Befehle zur Rettung nicht befolgte oder befolgen konnte, verbrannte, man fand ihreGebeine dort, wodas hl. Grab aufbehaltenwurde;Maria Leopoldina, welche wahnsinnig war, entwischte, irrte herum, wurde aber bald aufgefangen und nach Garsten geführt. Im Ganzen genommen wurden 18 Personen teils verbrannt, teils erstickt in den Kellern gefunden. Am 30. August kam der Abt Ambros von Linz zurück, verschaffte sogleich tätige Hilfe und beherbergte viele Unglückliche im Kloster. Die Nonnen zogen nach seiner Anordnung 34 an der Zahl in das ihm gehörige Schloss Rosenegg, in einer einsamen schönen Gegend unweit der Steyr gelegen; sechs Zimmer waren da für sie zur Wohnung und die Hauskapelle zur Andacht bestimmt; sie lebten dort 14 Monate wie früher in ihrem Kloster. Der Schaden, den die Feuersbrunst verursachte, belief sich auf mehrereHunderttausende; jener, den dieNonnen allein erlitten, betrug mit Einschluss der Herstellung ihres Klosters gegen 40.000 fl. Der Abt Ambros besorgte den Bau desselben, Sammlungen wurden veranstaltet und die Nonnen erhielten bedeutende Beiträge vom Bischöfe zu Passau, von den verschiedenen Klöstern Öster-reichs und den Lorenzerinnen in Wien an Geld, Leinwand, Kirchensachen u. s. f. Noch 1727 wurde die Lorettokapelle, die weniger gelitten hatte, wiederhergestellt und kostete 400 fl.; am 17. Oktober 1728 war auch das Kloster bewohnbar und wurde vom Abte Ambros eingeweiht, am 19. zog die erste Hälfte der Nonnen und am 21. die zweite wieder in dasselbe ein; in der Lorettokapelle waren kirchliche Feierlichkeiten, da an dem Baue der Kirche noch gearbeitet wurde. Auch die Wiederherstellung der abgebrannten Gebäude in der Stadt und in den Vorstädten wurde eifrig betrieben; das fürstliche Schloß wurde in einem schöneren Stile, vorzüglich durch die Freigebigkeit des Bischofes zu Passau, Joseph Dominik, Grafen von Lamberg, Bruders des in Steyr residierenden Fürsten, erbaut.

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