Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

326 1714am17. JännerwurdedieSperremit allerVorsicht eröffnet, die Lazarettanstalten wurden teils aufgehoben, teils verringert, der Inspektor erhielt seine Entlassung. Am 16. Februar durften die beiden Bader ihre Bäder wiedereröffnen und am 26. März er-schien ein Regierungsbefehl, dass wieder alle Personen, Bettler und Gesindel ausgenommen, ohne Pässe im Lande herumreisen können; am 17. April durfte endlich auch Baumwolle und solche Ware frei verführt werden und der alte Stand der Dinge trat ein. Dem braven Rektor der Jesuiten wurde auf der Wiese bei der Annakapelle ein Grabstein mit passender Inschrift gesetzt; an der Straße nach Garsten, wo auch ein Pestfriedhof war, wurde die Bertholdkapelle und außerhalb des Gilgentores von mehreren Bür-gern zum Andenken an die Pest und zur Danksagung wegen Aufhörens derselben eine schöne Säule zu Ehren der hl. Dreieinigkeit errichtet. Sie steht nun seit dem 4. Oktober 1820 in der schönen Kastanienallee auf der Straße nach Garsten, nachdem sie 1819 reno-viert worden war. 1715 am 28. September wurde aus ebendieser Absicht das Denkmal am Schnallenberg oder das sogenannte Mes-sererkreuz gesetzt. Diese Monumente sind noch zu sehen und rufen den Bewohnern jene traurige Zeit ins Gedächtnis zurück; es war aber das letzte Mal, dass die Pest in Steyr und in Österreich überhaupt wütete. Einen großen Verlust erlitt die Stadt 1715 durch den Tod des Abtes Anselm von Garsten, er war ein freundlicher Nachbar und Wohltäter seiner Vaterstadt bei vielen Gelegenheiten gewesen und gereichte derselben als der berühmteste Abt dieses Stiftes zu großer Ehre. An seine Stelle wurde am 25. Juni Ambros von Freudenpichl erwählt, ein würdiger Nachfolger Anselms. Im folgenden Jahre 1716 brachen die Türken den geschlossenen Frieden, der Großvezier zog gegen Belgrad, am 4. August ge-schah die Schlacht bei Peterwardein, in der Prinz Eugen einen herrlichen Sieg errang. 1717 am 16. August siegte er bei Belgrad und eroberte diese Hauptfestung, am 21. Juli 1718 wurde der Friede zu Passarowicz geschlossen, in welchem Temeswar, Belgrad, ein Teil derWallachei, Serbiens und Bosniens anÖsterreich abgetreten wurde. Bei Gelegenheit dieses Türkenkrieges und der nötigen Ausbesserung

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