Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

325 gegen die Enns zu aufgeschlagen und besorgte die Umgegend; P. Wilhelm Aigner, Subprior, wohnte im Grabenhof bei St. Ulrich, starb auch an der Pest und wurde im Garten dieses Hofes begraben. Der Friedhof für jene, welche an der Seuche starben, war teils in der Wiese bei der Anna-Kapelle im Aichet, teils außerhalb des Kapuzinerklosters auf der Anhöhe, wo jetzt die Berthold-Kapelle steht. Am22. September ereigneten sich in Steyr die ersten Pestfälle im Hause des Papierers Würz (jetzt Jocher Nr. 23), welches ge-sperrt wurde; dies geschah bald darauf mit mehrerenHäusern, unter andern mit dem des Mathias Wenger, Brauer im Ennsdorf, jetzt Nr. 20. Bei dieser Absperrung, wo die Besitzer keine Verbindung untereinander hatten, der Erwerb und Handel Stillstand, die Schu-len geschlossen waren, baten mehrere Bürger und die Schulmeister den Magistrat um eine Unterstützung, welche ihnen auch bewil-ligt wurde. Am 6. Oktober kam die Nachricht, dass Wels wegen der dort stark herrschenden Pest gänzlich gesperrt sei, am 14. erkrankte der P. Rektor der Jesuiten, der viele Dienste leistete, er starb auch als Opfer seiner Bemühungen. Wie viele aber an der Pest überhaupt in Steyr gestorben sind, ist leider nicht aufgezeichnet, eine große Anzahl ist es aber schwerlich gewesen. Die Seuche verbreitete sich auch in die Raming, Neustift und in die benachbarten Gegenden hinein und raffte viele weg. In der Mitte des Novembers begann sie schon nachzulassen; am 17. erschien ein Dekret des Landeshauptmannes, dass die Eisen- und Messingwaren auf der Enns und Donau wieder verführt werden dürften, nur müssten sie aus keinem angesteckten Hause kommen und die Schiffleute entweder die Kontumazzeit ausgehalten haben, oder gewechselt worden sein. Am 18. Dezember durften die Krämer, die aus gesunden Häusern und mit Pässen versehen waren, nach St. Peter und Sierning zum Kirchtage reisen. Am 29. kam ein Schreiben von dem Kommissär Herrn von Grienthal, dass im künftigen Jahre die strenge Sperre nachgelassen, aber noch genaue Wache gehalten werden soll; um diese Zeit hatte die Pest in Wien und im Lande ob der Enns fast ganz aufgehört.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2