Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

324 Man durfte keinen Fremden behalten, ohne ihn dem Magistrate anzuzeigen, alle rückwärtigen Türen und Ausgänge im Steyr- und Ennsdorfmussten gesperrt werden. Es ward verboten Schweinefleisch, Bratwürste und schädliches Obst feilzubieten und überall höchste Reinlichkeit in den Gassen und Häusern anempfohlen. Am 27. August kam ein k. k. Befehl, die wirkliche Sperre gegen das Land unter der Enns vorzunehmen und niemand einzulassen, der nicht einen vom Kaiser eigenhändig unterschriebenen Pass vorwiese und entweder zu Haag oder Aschbach die Quarantäne ausgestanden hätte. Im Ennsdorf wurden nun zur Verhütung der Einschleichung die Wachen vermehrt und mehrere Kontumazhäuser bestimmt, so z. B. das Schlösschen Aichet in der Vorstadt gleichen Namens, dem Freiherrn von Riesenfels gehörig, jetzt Nr. 92, im Ennsdorf ein Haus im Katzenwald (nun Feldgasse genannt), die Kontumazzeit dauerte vierzig Tage. Die Bäder wurden gesperrt, das Lazarett hergerichtet und neben demselben mehrere Hütten gemacht, wenn dort der Raum zu klein werden sollte. Dabei war ein Inspektor namens Raab aufgestellt, ein Baderjunge von Gschwendt, welcher täglich 1 fl. 15 kr. erhielt und zwei Siechenknechte (Krankenwärter), die 34 kr. und für die Besorgung eines Toten 2 fl. bekamen, waren ihm untergeordnet. Für die Armen und Bettler wurde wöchentlich gesammelt, am 16. September waren bei 700 solcher Armen, für welche 72 fl. 32 kr. eingingen und denen 255 große Laibe Brot ausgeteilt wurden. Wegen der Seelsorge für die Pestkranken machte der Stadtpfarrer die Anordnung, dass dieselbe im Steyrdorf und Ort von den Jesuiten, im Ennsdorf von den Dominikanern, im Aichet und Lazarette von den Kapuzinern und in der Stadt von der Pfarrgeistlichkeit sollte ausgeübt werden. Diese wohnte auf dem Berge im Schneider-Benefiziatenhaus, die Dominikaner wohnten im Rahoferischen Gartenhaus Nr. 85, die Jesuiten im Schulhaus, die Kapuziner im Lazarett selbst. Außerhalb der Stadt und der Vorstädte gegen Garsten und St. Ulrich übernahmen zwei Mitglieder des Stiftes Garsten freiwillig die Seelsorge; Konstantin Muttersgleich (der später Abt ward) hatte seine Wohnung im Hause am Ende des Buchenwaldes

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