323 Sechzehntes Kapitel Von der Regierung K. Karl’s VI. bis zum Tode Marien Theresien’s, 1711 bis 1730. K. Joseph I. hatte keine männlichen Nachkommen hinterlassen, daher kam die Regierung an seinen einzigen Bruder, Erzherzog Karl, der damals in Spanien war, sich die Krone dieses Landes zu erkämpfen. Er begab sich nun schnell nach Österreich, wurde am 20. Oktober zum römischen Kaiser erwählt und am 22. Dezember 1711 gekrönt. Die Aussichten auf den spanischen Thron trübten sich aber immer mehr und am 11. April 1713 schloss Frankreich Friede mit England, Holland und Savoyen, K. Karl VI. blieb allein auf dem Kriegsschauplatze und war seinen Feinden nicht gewachsen. Endlich wurde am 6. März 1714 zu Rastadt mit Österreich und am 7. September zu Baden in der Schweiz mit dem deutschen Reiche von Seite Frankreichs Friede geschlossen, Spanien ging verloren, aber Neapel, Sardinien und Mailand kamen an Österreich. Noch im Jahre 1713 am 11. September starb Robert König, Stadtpfarrer in Steyr, zu Salzburg, wohin er sich begeben hatte; ihm folgte in diesem Amte ein ebenfalls sehr ausgezeichneter Mann, Johann Baptist Ebberth, Doktor beider Rechte, früher Professor des Kirchenrechtes zu Salzburg, Protokancellarius dieser Universität, erzbischöflicher Rat, seit 1707 Pfarrer in Weyer. Er trat sein Amt als Stadtpfarrer in einer sehr gefährlichen Zeit an, denn in diesem Jahre gegen den Monat September und in der fol-genden Zeit herrschte die Pest in Wien, im Lande ob der Enns, zu Linz, Wels, in Steyr und in der Umgegend,tiefindieBergehinein.NachBerichtenimstädtischenArchive war schon am 16. August eine große Ratssitzung gehalten worden, um die gegen die Pest nötigen Anstalten zu verabreden und anzuordnen, man hielt sich größtenteils an die Vorschriften zur Pestzeit 1676. Der Magistrat setzte sich insEinvernehmenmit demAbtevonGarstenwegen Anordnung von Andachten und Gebeten; Musik und Tanz wurden verboten, außer bei Hochzeiten, wo beides bis 10 Uhr abends erlaubt war, um diese Stunde mussten auch alle Gasthäuser geschlossen sein.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2