Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

322 149) Städtisches Archiv. in schwarzer Kleidung erschienen, die Bürgermiliz paradierte und die Kanonen donnerten. Alle Musik ward verboten, selbst jene der Zünfte bei der bald darauffolgenden Fronleichnamsprozession, sogar der jährliche sogenannte Hölzelzug der Kinder (d. i. ihr fröh-licher Zug in einen Wald) wurde untersagt 149). Die Regierung übernahm nun dessen Sohn Joseph I., geb. 1678, seit 1690 römischer König, der schon in diesem Kriege viele Beweise seiner Tapferkeit gegeben hatte. Am 23. Juli war eine sehr bedeutende Überschwemmung in Steyr, in wenigen Stunden stiegen die Flüsse über zwei Mann hoch und waren nur um eine halbe Elle niedriger als 1670, die Ennsbrücke wurde nur mit Not gerettet, doch sehr beschädigt, aber von der Steyrbrücke ein Joch weggerissen, manche tiefer gelegenen Häuser an der Steyr erlitten großen Schaden, oder wurden gar von den Fluten zerstört. Im folgenden Jahre 1706, da der Schauplatz des Krieges größtenteils am Rhein oder in fernen Gegenden war, wurden die Befes-tigungen um Steyr ohnehin überflüssig, daher auch die Verbindung wieder überall, wie zuvor, hergestellt und die große Anzahl der Palisaden auf dem Tabor und gegen die Vorstadt Ort hinab öffentlich verkauft wurde. Damals wurde auch vom Grafen von Lam-berg, Franz Joseph, mit Bewilligung des Magistrates die Statue des hl. Johann Nepomuk an der Brücke über die Steyr errichtet. Die folgenden Jahre bieten für die Geschichte der Stadt selbst nichts Merkwürdiges dar; nur Freudenfeste wurden immer gefeiert über die Siege, welche die beiden Helden Eugen und Marlborough entweder einzeln oder vereint über die Feinde erkämpften, wo-runter der blutigste am 11. September bei Malplaquet errungen wurde, nur in Spanien selbst wechselte das Kriegsglück. Aber mitten unter diesen gewaltigen Kämpfen starb leider K. Joseph I. am 17. April 1711 an den Pocken im dreiunddreißigsten Jahre seines Alters, viel zu früh für seine Staaten und das Glück seiner Untertanen.

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