Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

321 vermauert und von der Anhöhe bis zur Steyr herab eine Verteidigungslinie gezogen werden. Ferner beschloss man, den Tabor und die Vorstadt Ort mit Palisaden zu umgeben und außerhalb der Stadt beim Schlosse Engelseck und neben dem Kapuzinerkloster Schanzen aufzuwerfen. Die Kommissäre fuhren dann auf der Enns hinab, besichtigten die Ufer, bestimmten Plätze zu Schanzen, besonders zu einer Hauptschanze bei Ernsthofen, welche durch Nebenwerke mit den übrigen in Verbindung kommen sollte. Ob alles nach diesem Plane wirklich zustande kam, ist unbekannt, aber die Schanzen und Palisaden um Steyr wurden größtenteils errichtet. Bald wären sie auch 1704 nötig geworden, denn am 9. Jänner ergab sich Passau dem Kurfürsten von Bayern, die k. k. Truppen mussten seiner Übermacht weichen und zogen sich nach Alkoven und Wilhering zurück; am 15. Jänner waren die Bayern schon in Eferding. Nun wurden die Bürger der landesfürstlichen Städte von den Ständen aufgefordert sich freiwillig zu stellen, die Traun und Enns zu verteidigen und man befürchtete das Äußerste, da brachen plötzlich am18. Jänner die Bayern auf und gingen in ihr Land zurück.Während dieser besorgten Ankunft des Feindes in Steyr flüchteten sich zwölf der jüngeren Nonnen auf Befehl des Abtes Anselm nach Admont, wo sie im Schlosse Röthelstein bis Ende Juli wohnten; am 2. August kamen sie wieder in Steyr an und alle mitsammen feierten am 5. d. M. das hundertjährige Jubelfest der Entstehung ihres Ordens durch acht Tage; der Propst von St. Florian hielt anstatt des abwesenden Abtes Anselm das erste Hochamt, die andern hielten die Prälaten von Kremsmünster und Schlierbach. Zu diesen freudigen Festen gesellte sich die frohe Nachricht, dass Prinz Eugen und der englische General Marlborough am August bei Hochstädt die vereinigte französische und bayrische Armee gänzlich geschlagen und den Marschall Tallard selbst gefangen haben. Bayern kam in die Gewalt des Kaisers, und der Krieg entfernte sich gänzlich aus Österreichs Nähe. Nicht lange überlebte K. Leopold diesen großen Sieg und dessen Folgen, er starb am 5. Mai 1705. Überall herrschte Trauer im Lande, drei Tage nacheinander hielt Abt Anselmein feierliches Requiem in der Pfarrkirche; wobei alle Beamten

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