Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

314 ganz vollendet war. Da feierte nun Anselm am 26. desselben Monats ein seltenes Doppelfest, das des Dankes wegen Belgrads Eroberung, welche Festung am 6. September in die Gewalt der k. Truppen kam und jenes der feierlichen Übertragung der Reliquien der heil. Kolumba. Er hatte nämlich in diesem Jahre vomP. Erenbert Blumberger, Mitglied des Stiftes Kremsmünster, der zu Rom die Geschäfte der ob der ennsischen Prälaten mit großer Gewandtheit führte, die Reliquien der heiligen Kolumba, einer Jungfrau und Märtyrerin von sehr jungem Alter, über deren Schicksal nichts Näheres bekannt ist und einiges Blut in einem seidenen Beutel erhalten. Die Besitze-rin war eine adelige Dominikaner-Nonne, Maria Innozenzia Tozzi, welche dieselben von Rom aus dem Gottesacker St. Kallistus erhalten hatte, nachdem sie von der Kongregation der Ablässe und heil. Reliquien genau untersucht worden waren. Sie machte am 16. September 1687 dieselben durch P. Erenbert dem Abte Anselm zum Geschenke. Dieser bewahrte sie indessen zu Garsten und beschloss, sie in die Stadtpfarrkirche zu übertragen. Er berichtete es dem Magistrate, welcher nun vereint mit ihmden Bischof zu Passau bat, diese Reliquien öffentlich zur Verehrung ausstellen zu dürfen. Der Bischof ernannte den Rentmeister des Schlosses zu Steyr, Johann Baptist von Kriegsau, k. öffentlicher Notar, zum Untersuchungs-Kommissär, welcher am 11. Juni in Gegenwart des Abtes Anselm, des Bernhard Ebners, Priors und Roman Walls, des Stadtpfarrers, als Zeugen, die Reliquien und Dokumente unter-suchte, über die Echtheit derselben ein Zeugnis ausstellte und einen Bericht nach Passau machte. Von da kam nun bald die Bewilli-gung der Übertragung, die dann am 26. September stattfand. Zuerst wurden im feierlichen Zuge die Reliquien von Garsten in die Kirche der Kapuziner getragen, wo schon der Klerus der Stadt und die Zünfte mit ihren Fahnen wie beim Fronleichnamsfeste aufgestellt waren. Von da begann der große Zug, die Zünfte voran, die Bruderschaft des heil. Joseph, die Jugend der deutschen Schulen mit brennendenKerzen, dann dieDominikaner, Kapuziner und der übrige Klerus (die Jesuitenausgenommen),ChörevonSängernundMusikern.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2