Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

311 Abt Anselmversprach, dieses Gesuch zu unterstützen. 1687, vom18. April an, wurde die Sache ernsthafter betrie-ben und eine größere Kommission ernannt; diese führte auch die Aufsicht bei der Wahl der minderen Beamten. Es stimmten zehn innere und zehn äußere Ratsherren, jeder erklärte laut vor denKommissären seineMeinung; sowurden acht Beamte erwählt, für das Spital, Bruderhaus, Lazarett, Krankenhaus, Scheckenamt, für Taz und Ungeld, für das bürgerliche Mautamt und die Salzkammer. Sie wollten auch einen Kirchenpropsten wählen; Abt Anselm protestierte aber dagegen, weil die Kirche dem Kloster Garsten einverleibt und bisher nur mit Bewilligung desselben der Stadt einiger Einfluss bei der Wahl des Zechpropsten gestattet worden sei. In diesem Jahre erhielt die Stadt Steyr vom K. Leopold einen bedeutenden Nachlass an der Türkensteuer und durfte nur 24 fl., statt 30 fl., vom Hundert bezahlen; auch die andern landesfürstlichen Städte erhielten diesen Nachlass, wozu der Abt Anselm und Buel vieles beigetragen hatten. DamalswurdeauchaufBefehldesKaisersdieStadtbeleuchtung eingeführt, da früher jeder zur Nachtzeit mit einer Laterne versehen sein musste. Gegen Ende des Monates Juni 1688 waren nun die Rechnungen größtenteils abgelegt, aber jene des Bürgermeisters Gregor Schinnerer unrichtig befunden, welcher jedoch mit seinem Vermögen für jeden Verlust gutzustehen sich erklärte. Bald darauf wurde er durch einen Hofbeschluss wegen körperlicher Umstände (wie es heißt) seines Amtes enthoben und für das Jahr 1688 und 1689 Mathias Schoiber zum Bürgermeister und Johann Adam Schwarzäugl zum Stadtrichter ernannt. Aus der ganzen Vermögens-Untersuchung ergab sich ein trauriges Resultat; die liquiden Schulden der Stadt überstiegen das reel-le Vermögen derselben um 226.000 fl. Die jährlichen Einkünfte betrugen 35.614 fl., die Ausgaben 35.200 fl.; die Schulden beliefen sich auf 239.561 fl. 39 kr. im Jahre 1677, nun aber 1688 auf 286.581 fl. 22 kr., ohne die alten Eisengesellschafts-Schulden zu rechnen, welche samt den nicht bezahlten Interessen sich auf mehrere hunderttausend Gulden beliefen. Doch hatte auch die Stadt von der Eisengewerkschaft

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