Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

309 Zu einem bedeutenden Gefechte mit den Türken kam es aber diesmal an der Enns nicht, obwohl sie nach Amstetten und von dort an diesen Fluss vordrangen; 300 derselben streiften auch gegen Weyer am 21. Juli und wandten sich gegen Waidhofen, aber das Landvolk verlegte ihnen den Pass und bat um Truppen gegen dieselben. Der Landeshauptmann erließ auch einen Befehl an die Stadt und Herrschaft Steyr, das Aufgebot und die da liegenden Soldaten alsogleich nach Weyer zu schicken; allein die Türken waren indessen schon mit Zurücklassung ihrer Pferde über die Berge entkommen 145). Es kamen nun immer mehr Reichstruppen in Österreich an und die feindlichen Streifparteien zogen sich zurück. Wien war schon ungeachtet der tapfersten Verteidigung der größten Gefahr ausgesetzt, da nahten endlich die Retter, der König von Polen und der Herzog von Lothringen, Feldherr des Kaisers; sie griffen, vom Kahlenberge herabsteigend, am 12. September die Türken an. Lange währte der Kampf, aber sie wurden gänzlich geschlagen und das türkische Lager mit unermesslicher Beute erobert; um 7 Uhr abends zogen die Sieger in die befreite, jubelnde Stadt. Schnell verbreitete sich diese frohe Nachricht und überall wurden Feste gefeiert. Die Türken aber zogen sich immer weiter zu-rück, wurden noch öfters geschlagen und die Gefahr für Österreich verschwand ganz. Der Krieg dauerte aber noch 16 Jahre, daher waren auch die Auflagen immer sehr bedeutend, von denen der größte Teil auf die Klöster fiel. So mussten noch in diesem Jahre die Nonnen in Steyr 375 fl. sogenannte Türkensteuer zahlen, welche immerfort erhöht wurde. Am 7. November wurde Anselm Angerer, von Steyr gebürtig, zumAbtevonGarstenerwählt;erwareinausgezeichneter,inGe-schäften sehr gewandter Mann, der auchmit der Stadt in vielfältiger Berührung stand und manches zum Wohle derselben, wie zur Verherrlichung ihrer Kirchen beitrug. 1685 bewog er den Magistrat, den Bau des Pfarrhofes endlich fortzusetzen, zu dem schon 1630 die Grundfesten 145) Kurz, Landwehr. S. 233. I. Bd.

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