Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

306 In diesem Jahre wurde auch das Gymnasialgebäude der Jesuiten vollendet und unter Trompetenschall von den Professoren und der studierenden Jugend bezogen. Bald darnach, 1682, kauften sie auch vom Magistrate um den geringen Preis von 3000 fl. das Schloss auf der untern Ennsleiten, Engelshof genannt, samt allem Zugehöre; der Magistrat behielt sich aber das Einstandsrecht und die landgerichtliche Jurisdiktion bevor. Dabei war ein schöner, großer Garten, welcher gewöhnlich an Feiertagen zum Unterhaltungsplatze der studierenden Jugend, unter Aufsicht der Jesuiten, diente. Diese hatten auch schon 1676 von der Anna Kriegsauer Haus, Garten und Scheuer in der Vorstadt Ort (jetzt Nr. 30 bis 32) erhalten. Während dieser Jahre des Friedens und der Ruhe hatte Steyr wieder ziemlich an der Zahl der Bewohner und Betriebsamkeit zugenommen; nur die ungeheure Schuldenlast verhinderte noch immer das größere Emporkommen der Stadt. Da brach schon wieder ein Jahr des Schreckens und der Verwüstung herein, wie es deren noch wenige gab und drohte Wien und ganz Österreich den Un-tergang oder das türkische Joch. Mit dem Jahre 1683 war der zwanzigjährige Stillstand der Waffen mit den Türken abgelaufen; K. Leopold gab sich alle Mühe, denselben zu erneuern, aber fruchtlos. Die Unruhen in Ungarn, an deren Spitze Tökely stand, verspra-chen den Türken eine leichte Eroberung dieses Landes und selbst Österreichs. Sie rüsteten sich mit fürchterlicher Gewalt, aber auch K. Leopold, der die nahende Gefahr wohl erkannte, bereitete sich zu ihrem Empfange und schloss am 31. Mai 1683 mit dem tapfe-ren Könige von Polen, Johann Sobiesky, ein Schutz- und Trutzbündnis; auch die Bayern, Sachsen, Franken und Schwaben verspra-chen Truppen und Geld. In Österreich wurde alles zum Widerstande aufgeboten, denn schnell rückte der Großvezier Kara Mustapha mit 200.000 Mann vorwärts gegen Wien; überall verkündigten Feuersäulen brennender Ortschaften, Flucht und Jammergeschrei der Bewohner seine Ankunft. Am 14. Juli stand er vor Wien, aus dem der Hof mit Mühe sich gerettet und deren Verteidigung der tapfe-re Rüdiger von Starhemberg übernommen hatte; die Belagerung begann mit Wut.

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