Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

302 Die Landwehre vom Traun- und Hausruckkreise zog an die Enns, die andere in das Mühlviertel nach Königswiesen. An jenem Flusse wurden bis Steyr herauf neue Schanzen errichtet und die alten hergestellt, in Steyr leitete der Freiherr von Hager als Oberkommissär die Schanzarbeiten. Aber die Türken rückten nicht weiter herauf und im folgenden Jahre am 1. August geschah die große Schlacht bei St. Gotthard an der Raab, an der Grenze Ungarns und Steiermarks, in welcher der k. Obergeneral Montekukoli die Türken gänzlich schlug, welche dann am 10. August auf 20 Jahre Waffenstillstand schlossen 142). In diesem Jahre hatte Maximilian, Graf von Lamberg, die Herrschaft Steyr, welche er lange als k. Burggraf verwaltet hatte, pfandweise zum Besitz erhalten; 1666 brachte er aber dieselbe durch Kauf gänzlich als Eigentum an sich und stellte der Stadt Steyr einen schriftlichen Revers aus, dass er dieselbe nie beeinträchtigen, sondern vielmehr in jeder Hinsicht schützen wolle. Bei dieser erlauchten Familie ist dann die Herrschaft und das Schloss bis auf den heutigen Tag verblieben. 1668 wurden vom K. Leopold die Häuser, aus denen die Nonnen ihr Kloster erbauten, für immer von allen Steuern und Abgaben befreit. 1669 vermachte ein reicher Bürger, Ulrich Lichtenberger und seine Frau, 4000 fl. zur Erbauung des Herrnoder Siechenhauses. 1670 war das Nonnenkloster vollendet und zur Wohnung geeignet. Am 13. Juli abends wurde es gesperrt, damit niemand mehr hineinkommen könnte, am folgenden Tage wurde es von dem Abte zu Garsten eigeweiht, die Nonnen zogen 20 an der Zahl, worunter vier Laienschwestern waren, von ihrer altenWohnung unmittelbar in die Kapelle, wo sie ihr Beichtvater, Franz Relignon, erwartete und nun kirchliche Feierlichkeiten begannen. Der Rektor der Jesuiten, P. Pestaluz, hielt ein Hochamt, worauf die Nonnen von der Kapelle in feierlicher Prozession in das neue Klostergebäude hinüberzogen. In den Jahren 1671 und 1672 war eine große Teuerung und Hungersnot im Lande; 1672 am 17. September erschien ein Dekret in 142) Kurt, Geschichte der Landwehre, I. Bd. S. 215. Hammers Geschichte der Osmanen, VI. Bd. S. 140 bis 144.

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