Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

300 vermöge dessen sie so lange in Steyr bleiben konnten, als sie selbst wollten und neue Mitglieder aufnehmen durften. Zugleich wurde dem Landeshauptmann und Magistrat der Stadt aufgetragen, sie zu schützen und ihnen alle Hilfe zu leisten. Auf dieses Dekret ließen sich nun bald mehrere Fräuleins und Mädchen vom bürgerlichen Stande einkleiden. 1654 vom 7. November wurde vom Kaiser die Befreiung der 228 Häuser neuerdings bestätigt und ein scharfes Dekret gegen die Stände erlassen, welche abermals die Steuern von denselben mit Gewalt hatten eintreiben wollen, worüber sich der Magistrat beim Kaiser beklagt hatte. 1655 war der letzte Termin abgelaufen für die Duldung der protestantischen Religion in Österreich (den Herrn- und Ritterstand ausgenommen), daher verlor sich auch dieselbe fast ganz in Steyr, nur wenige wagten es heimlich ihren Gottesdienst auszuüben. In diesem Jahre kauften die Jesuiten vom Kaiser als Besitzer der Herrschaft Steyr den ihr untertänigen Schlüsselhof an der Enns; der Vertrag und Kaufkontrakt darüber wurde am 16. Juni zu Preßburg ausgestellt, sie erhielten dann manche Befreiungen und Privilegien in Ansehung desselben. Im folgenden Jahre 1656 kauften auch die Nonnen ein angrenzendes Haus, das Wölfische genannt, um 1100 fl., für welches sie der Stadt durch 10 Jahre 60 fl. bezahlen mussten, bis sie vomKaiser die Befreiung erhielten. Am 3. Mai 1657 starb K. Ferdinand III., an ihm verlor Steyr einen großen Wohltäter und das ganze Land einen weisen, gütigen Regenten. Sein ältester Sohn Ferdinand, der schon zum König von Ungarn und Böhmen gekrönt war, ist 1654 gestorben und der zweite Sohn, Leopold I., übernahm nun die Regierung, 18 Jahre alt, welcher auch nach 15 Monaten zu Frankfurt als römischer Kaiser gekrönt wurde.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2