Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

294 nahm es gegen 1500 fl. die Kosten der Reise zu bestreiten und am 11. August 1643 traten sie ihren gefahrvollen Weg an; sie wanderten durch Neuchâtel und die Schweiz, stiegen (größtenteils zu Fuße reisend) unter großen Beschwerden über die Gebirge von Tirol, gelangten endlich nach Innsbruck und am 30. d. M. nach Hall. Von da fuhren sie auf dem Inn nach Passau, dann auf der Donau nach Wien, wo sie am 5. September abends ankamen. Die K. Eleonora war zufälligerweise nicht da, sondern in Mariazell, doch fanden sie eine sehr gute Aufnahme und wohnten zuerst in einem Privatgebäude außer der Stadt, dann neben den Karmeliterinnen, bis die K. Eleonora ihnen einHaus in der Nähe der Burg, zunächst demBarnabitenkloster, übergab. Sie sorgte auch für ihren Unterhalt und verschaffte ihnen mehrereWohltäter. Doch fanden sich auchmehrere Gegner derselben, sodass Eleonora die Hoffnung aufgab, sie in Wien festzugründen. Da sie nun einige Male in der Stadt Steyr gewesen war, so beschloss sie, hier für dieselben ein Kloster zu errichten; sie kaufte daher ein großes Haus auf dem Berge in der Nähe des Schlosses um 1900 fl. und bezahlte auch noch 500 fl. zur Abschreibung der betreffenden Steuern. Es waren eigentlich drei Häuser, damals der Familie Plautz gehörig, aber Doktor Anomäus, der 1630 katholisch geworden, aber auch gestorben war, hatte dieselben in ein Haus umwandeln lassen und in demselben auch eine Kapelle gebaut, daher war es sowohl in dieser Hinsicht, als auch wegen der gesunden und geräuschlosen Lage für die Nonnen sehr geeignet 139). Am 5. August wurde ihnen nun zu Wien angekündigt, sie sollen sich zur Abreise nach Steyr bereiten. Am 13. traten sie dieselbe zu Wasser auf einem Schiffe an, welches auch ihre Habseligkeiten trug; von Mauthausen fuhren sie zu Lande und kamen am 20. d. M. um fünf Uhr abends in Steyr an, wo sie von der Herzogin von Lothringen und den Jesuiten erwartet und in ihr Gebäude geführt wurden. Sie waren blau und weiß gekleidet, ihr Orden sehr strenge und dem beschaulichen Leben geweiht. Ihre größte Wohltäterin war die verwitwete K. Eleonora, welche 15.000 fl. an Geld, 2000 fl. 139) Nach Berichten im städtischen Archiv.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2