Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

293 von der Verkündigung Mariens, hießen daher auch Annuntiaten und Cölestinerinnen 138). Dieser Orden war 1604 zu Genua von der Maria Viktoria gestiftet worden, welche am 25. Dezember 1716 im Kloster alldort starb. Sie hatten 1646 in Europa schon 47 Klöster, die meisten in Italien und Frankreich. Eines derselben war zu Pontarlier in Burgund und stand unter spanischer Herrschaft; aber in dem dreißigjährigen Kriege, wo Frankreich auch gegen Spanien kämpfte, wurde 1639 Pontarlier von den Franzosen erobert. Da sie die Stadt verbrennen wollten, so führten sie zuerst die Nonnen mit Ehre und Sicherheit aus ihrem Kloster hinweg an einen Ort außerhalb der Stadt, welche dann samt demselben in den Flammen zugrunde ging. Sie zogen nun in die Schweiz und schrieben von dort im August 1639 an den Erzbischof von Besançon, der Hauptstadt von Burgund, um die Erlaubnis dorthin kommen zu dürfen. Im Mai 1640 kamen sie auch an, einige derselben entschlossen sich sogar nach Pontarlier zu ziehen, ihr altes Kloster wiederherzustellen und zu bewohnen. Allein bei diesen traurigen Umständen, Kriegen und Plünderungen kamen sowohl jene zuBesançon als inPontarlier in großeNot. Daher wandten sie sich an die Karmeliterinnen zu Wien mit der Bitte, sie möchten bei der verwitweten Kaiserin Eleonora bewirken, dass ihnen entweder eine bedeutende Hilfe gewährt, oder ein Ort in den österreichischen Staaten für mehrere Klosterfrauen samt dem Unterhalte angewiesen würde. Eleonora nahm sich auch ihrer an, versprach denjenigen, welche kommen wollten, indessen ein Haus zur Wohnung nächst den KarmeliterinnenundallemöglicheHilfe.Am22.Februar1643erhielten sie vomHauptkloster zu Genua die Erlaubnis auszuwandern und viele Empfehlungsbriefe; allein der Mangel an Geld verzögerte die Abreise, bis endlich ein reiches, adeliges Fräulein sich entschloss mit ihnen zu ziehen, sich dann einkleiden zu lassen und ihr Vermögen demKloster abzutreten. Ein Domherr trug sich zum Begleiter an, ein Bürger über138) Die Geschichte derselben ist größtenteils nach den geschriebenen Annalen dieser Nonnen, welche von 1639 beginnen, und beiläufig 1748 endigen; sie enthalten für die Geschichte des Ordens und der Stadt Steyr vieles Interessantes.

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