Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

291 auf fünf Jahre verlängert und niemand durfte während dieser Zeit Repressalien gegen die Bürger gebrauchen. Es wurde auch ein Aufschlag auf alles Getreide, das auf den Wochenmarkt kam, jenes der Gewerkschaft gehörige ausgenommen, bewilligt; von demMetzen Weizen drei Kreuzer, Roggen zwei Kreuzer, von Gerste ein und ein halber Kreuzer, dieser Aufschlag sollte ein Jahr dauern. Ferner wurden die alten Privilegien wegen des Handels mit venetianischen Waren bestätigt. So erneuerte der Kaiser auch 1640 die Vorrechte der Stadt wegen der dreitägigen Feilbietung des Holzes und dass auf eine Meile Weges um dieselbe niemand, der nicht von alters her dazu berechtigt ist, einen Ausschank oder ein Wirtshaus errichten dürfe. Diese Maßregeln erhielten wohl die Stadt noch aufrecht und verhinderten den gänzlichen Untergang, allein zu einer höheren Stufe des Wohlstandes konnte sie doch nicht gelangen, denn es wütete noch immer der Krieg; die Betriebsamkeit und der Handel lag darnieder; die Feinde nahten selbst den Grenzen Österreichs, Aufgebote ergingen zur Verteidigung des Landes, die Städte mussten sich mit Munition und Lebensmitteln versehen, welches überall wieder neue Unkosten machte. Wohl befreite für dieses Mal der Erzherzog, Leopold Wilhelm, Österreich von der nahen Gefahr, aber sie kehrte öfters wieder. 1641 wurde der Stadt Steyr neuerdings ein Getreideaufschlag bewilligt zum Ersatze der Kriegskosten, allein dies reichte lange nicht hin. Auch wurde der Krieg längere Zeit sehr unglücklich geführt; 1642 schlug der schwedische General Torstensohn die k. Truppen auf dem Breitenfelde bei Leipzig; 1643 und 1644 blieben die Schweden in manchen Schlachten Sieger und näherten sich öfters Österreichs Grenzen, eine ewige Unruhe, Furcht und Angst herrschte überall, starke Quartiere und Auflagen vermehrten das Elend und die Not. Dazu kam noch, dass die Stände ungeachtet der Dekrete des Kaisers von 1640, 1641 und 1642 doch immer die Bürger von Steyr mit Zahlungen quälten, mit großer Härte und Erbitterung gegen sie verfuhren, wie es aus den Akten des Archives der Stadt ganz deutlich erhellt, ja sogar 1643, 1644 und 1645 die Steuern für die vom Kaiser befreiten 228 öden Häuser mit

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2