Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

289 und die Unsicherheit desselben, wodurch die hier zahlreichste Klasse der Bewohner ohne Arbeit und Einkommen war; das schlechte Geld unter der bayrischen Regierung, welches so viel Verwirrung und Schaden verursachte; die Schulden, die sich immer vermehrten, von denen man kaum die Interessen zu zahlen vermochte; Feuersbrünste, Hunger und Pest; vorzüglich auch die Auswanderungen der meisten reichen Protestanten, die so ihr Vermögen der Stadt und dem Gemeinwesen entzogen; Konfiszierungen und Strafgelder und endlich die häufigen Durchmärsche, lange dauernden und äußerst kostspieligenEinquartierungender ungenügsamenWallensteinischen Truppen mussten wohl nach und nach den Untergang einer Stadt herbeiführen, die früher in jeder Hinsicht die erste des Landes ob der Enns war, nun aber mehr einer großen Ruine glich, von wenigen bewohnt, wo statt des sonst lärmenden Schalles der Hämmer eine traurige Stille herrschte. Der alte Übermut war gebrochen und Mutlosigkeit an seine Stelle getreten, sodass selbst die edelsten Bürger an der Rettung ihrer Stadt fast verzweifelten. Als wenige, erfreuliche Lichtpunkte in dieser schweren Zeit erscheinen nur der bessere Stand der Religion, indem die meisten Bürger wieder zur katholischen Lehre sich bekannten, ihr fest anhingen und selbst zur Erhaltung derselben und des Kultus noch beitrugen, was möglich war; ferner die Treue gegen den Landesfürsten, von der sie früher so oft abgewichen waren und vorzüglich die Güte und Sorgfalt K. Ferdinands III., der nach dem Tode seines Vaters am 15. Februar 1637 die Regierung angetreten hatte und in diesem fürchterlichen Zeitpunkte, wo der Krieg so wütete und selbst die Grundfeste seines Reiches und seiner Macht erschütterte, so viel tat, als er konnte, um den gänzlichen Untergang der Stadt Steyr zu verhindern. Schon lagen in derselben 228 bürgerlicheHäuser leer und öde; viele waren gänzlich verfallen und unbrauchbar, die andern verlassen; kein Käufer meldete sich darum, nicht einmal ohne Kauf bloß um den Preis der Steuerbezahlung für die Zukunft wollte sie jemand in Besitz nehmen.UnddochmusstedieStadtimmerdieganzeSummederSteuern zahlen und die Quartiere tragen; sie war wohl bei den Ständen 1636

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