Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

288 137) Mit dem Jahre 1635 verlässt uns auch der letzte, treue Führer, die steyrische Chronik ist zu Ende; wohl lebte der Verfasser noch bis 1647, aber ob er sie weiter fortgesetzt, und die Fortsetzung verlorengegangen, oder ob er selbst da geendet, ist nicht bekannt; das letztere ist das wahrscheinlichere. Sparsamer fließen nun die Nachrichten, und mit vieler Mühe konnten einige der wichtigeren, aus einzelnen Urkunden, Berichten und Ratsprotokollen, die sich im städtischen Archive vorfinden, aus ändern Manuskripten, aufbewahrten Verträgen, Verzeichnissen und Dokumenten, die in verschiedenen Archiven oder bei Privaten noch vorhanden sind, zutage gefördert werden. das Sebastiani-Fest in der Pfarrkirche feierlich abgehalten und die Bruderschaft gleichen Namens errichtet. Auch war damals die Rosenkranz-Bruderschaft schon seit längerer Zeit sehr zahlreich und ihre Kirche jene der Dominikaner. Aus dem bisher Gesagten erhellt schon der schlechte Zustand von Steyr in dieser Zeit; doch immer tiefer sank noch der Wohlstand derselben und wir kommen nun zur unglücklichsten Periode, welche diese Stadt je erlebte. Durch lange Zeit, ja mehr als ein halbes Jahrhundert, bieten uns die vorhandenen Nachrichten nur ein höchst trauriges Bild des Zustandes derselben dar, als Folge vergangener Zeiten und der drückenden Gegenwart 137). Vielerlei Ursachen hatten sie dahingebracht und nach und nach immer mehr den Wohlstand derselben untergraben und zerstört; die Uneinigkeit zwischen den katholischen und protestantischen Bürgern, welche das gemeinschaftliche Wirken zum Wohle der Stadt so oft verhinderte; der rebellische Geist und die vielen Ausgaben zur Verteidigung derselben gegen den Landesfürsten selbst; der Bauernkrieg, der Unterhalt so vieler Tausende derselben, ihre Plünderungen und Erpressungen; die schlechte Verwaltung des Magistrates, der es großen Teils mit den Rebellen hielt und für sie das Vermögen der Stadt verschleuderte; die Erpressungen der bayerischen Soldaten unter der Pfandherrschaft; der schon seit zwanzig Jahren dauernde Krieg, welcher die schönsten Länder Deutschlands in tiefe Armut versetzte; die großen Steuern, ordentlichen und außerordentlichen Abgaben, welche der Krieg nötig machte; die gänzliche Stockung alles Handels

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2