Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

286 als die Protestanten sie oft geschildert haben, dass oft viele Milde eintrat, die dann mit Undank vergolten wurde. Im folgenden Jahre, 1633, wurde die Reformation wieder fortgesetzt; am 28. Februar kamen auf Befehl des Kaisers der Vizedom von Linz und Doktor Berthold als Kommissäre nach Steyr, die Bürger mussten vormittags, die Weiber nachmittags auf dem Rathause erscheinen; es wurde ihnen der letzte Termin bestimmt, katholisch zu werden, oder auszuwandern. Solche Kommissäre wanderten auch auf dem Lande in allen vier Kreisen herum und stellten Untersuchungen an. Dies hätte bald wieder eine Bauern-Rebellion in der Nähe von Steyr erregt; die Bauern von Molln widersetzten sich nämlich diesen Anordnungen, versammelten sich auf ihren Bergen und verlegten den Pass, dass keine Soldaten hinkommen konnten. Beamte der Herrschaft Steyr reisten wohl zu ihnen, baten und ermahnten sie, von ihrem Aufruhre abzustehen, aber vergebens; endlich bekamen sie aber sechs Rädelsführer durch List in ihre Gewalt, worauf 500 Soldaten hineingeschickt wurden, welche die übrigen Bauern bezwangen und so lange im Quartiere verblieben, bis sie katholisch wurden. Am 10. September wurde ein Ausschuss von Steyr zu den Ständen nach Linz geschickt, weil die Leibsteuer abgefordert worden war; er unterhandelte dort und es wurde bestimmt, dass Steyr 2200 fl. bezahlen sollte, welcher Betrag nun von den einzelnen Bürgern erhoben wurde, deren aber schon wenige waren, die bezahlen konnten, da die Armut immer mehr zunahm. Zu diesen, durch den immerwährenden Krieg nötig gewordenen Abgaben kamen auch noch die Winterquartiere der Wallensteinischen Truppen in Österreich; vier Regimenter zu Fuß und zwei zu Pferde lagen in diesem Lande. In Steyr lag der junge Wallenstein (Verwandter des Feldherrn) mit seinem Stabe, 200 Pferden und 4 Kompanien Fußvolk. Ihm, als Obersten, musste die ohnehin so verarmte Stadt wöchentlich 200 fl. zahlen und eine Freitafel halten, wie es sich für eine fürstliche Person geziemt; er wohnte im Hirschenhause auf dem Platze. Ebenso mussten die Bürger nebst gutem Essen und Trinken den übrigen OffizierenGeld geben, welche auch bei denHandwerkern viel arbeiten ließen und nichts bezahlten. Dabei war Tag und Nacht Unruhe von

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