Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

285 Mitten unter diesen Schlachten und Kämpfen und inneren Unruhen hatte K. Ferdinand das feste Ziel nie aus denAugen gelassen, sein Reformationswerk durchzusetzen und es tat wahrlich not, wenn doch einmal Ruhe im Lande werden sollte. Vorzüglich hoffte er in dieser Hinsicht vieles von den Jesuiten, deren Gewandtheit in Erziehung und Bildung der Jugend, in Erhaltung und Verbreitung der katholischen Religion allgemein bekannt war. Um die Hindernisse, die noch dem Aufblühen dieses Ordens im Wege standen, in Steyr zu beseitigen, übernahm er selbst die auf den elf Häusern lastenden Steuern und befahl vermöge eines Dekretes vom1. Juli 1632 dieselben der Stadt abzuschreiben; auch versprach er eine Entschädigung von jährlichen 800 fl. wegen der nun vermehrten Lasten und Quartiere, da diese Häuser zum Kollegium umgestaltet wurden. Es wurde den Jesuiten auch auf seinen Befehl die Spitalkirche übergeben, am 3. November hielten sie darin den ersten Gottesdienst und sie bedienten sich derselben so lange, bis ihre neue Kirche gebaut war. Die Zahl derselben betrug damals vierzehn. Am 4. November eröffneten sie auch das Gymnasium, in dem zwar anfangs nur zwei Bürgerssöhne von Steyr erschienen; aber nach einigen Monaten war die Zahl derselben schon über vierzig gestiegen und nahm immer mehr zu. Der Magistrat hatte ihnen auch ein Haus zu einem Seminar mit der Bedingung übergeben, einen Bürgerssohn von Steyr unentgeltlich in der Musik und den Wissenschaften zu unterrichten und ihm den nötigen Unterhalt zu verschaffen; später waren fünf solche Stiftungsplätze im Seminarium 135). Diese Anstalten und vorzüglich die Frömmigkeit, Mühe und Gewandtheit des Abtes zu Garsten, der zu diesem Zwecke auch keine Kosten scheute, beförderten auch wirklich das Aufblühen der katholischen Religion und mehrere Tausende wurden durch ihn und seine Priester in Steyr und der Umgegend wieder bekehrt. Viele aber widerstanden noch immer, sowohl den Belehrungen, als den k. Gesetzen und blieben Protestanten; ein Beweis, dass die so verschriene Reformation Ferdinands II. nicht so grimmig und gewalttätig gewesen ist, 135) Nach Berichten aus dem städtischen Archiv.

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