Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

278 früher unterlassen oder unterbrochen worden war, gelangte zur Vollendung. Der Abt Anton II. von Garsten, als oberster Pfarrer von Steyr, ein vorzüglicher Eiferer für die katholische Religion, war schon 1628 mit demMagistrate übereingekommen, dass dieser, weil die Protestanten durch 80 Jahre die Kirchengüter genossen haben, 6000 fl. ersetzen soll; 3000 fl. gleich, für die Wölbung der Kirche und Herstellung des Pfarrhofes, die übrigen als Kapital, wodurch die Kirche jährlich 150 fl. als Zinsen genießen sollte. Abt Anton begann auch noch in jenem Jahre die Herstellung derselben, deren Vollendung seit 1522, wo die große Feuersbrunst war, unterblieben war; er ließ viele Grabmäler der Protestanten herausbringen, legte ein neues Pflaster, renovierte die ganze Kirche und baute endlich das große, oberste Gewölbe, wie die Aufschrift ober dem Hauptchore anzeigt. So wurde das ganze Gebäude gegen Ende des Jahres 1630 vollendet. K. Ferdinand II. hatte 3000 fl. dazu beigetragen, der Abt von Garsten und die Bürgerschaft Geld und Materialien geliefert. Auch die Margarethen-Kapelle wurde renoviert und der Anfang zur Erbauung eines neuen Pfarrhofes auf den Ruinen des alten gemacht; ein italienischer Baumeister, namens Marx, führte den Bau, welcher aber aus Mangel an Geld nicht vollendet wurde. Der Pfarrer wohnte damals in dem Schwindenhammerischen Hause, vor dem Gilgentor, jetzt Nr. 20. Am 9. Juni kamen Sr. Majestät der Kaiser, die Kaiserin, der König Ferdinand von Ungarn und zwei k. Prinzessinnen nach Steyr mit großem Gefolge. Der Bürgermeister überreichte die Schlüssel der Stadt und der Stadtschreiber hielt eine Anrede. Sr. Majestät wohnten im Schloss, die k. Räte und Offiziere in der Stadt und imEnnsdorf. Am zweiten Tage darauf war das Fronleichnamsfest; der ganze Hof begab sich in die Dominikanerkirche, welche, da an der Pfarrkirche noch gebaut wurde, die Stelle derselben vertrat. Der Abt von Garsten hielt das Hochamt, dann begann die feierliche Prozession, welche damals gewöhnlich durch die Stadt, über die Ennsleiten und Neubrücke zog; allein da Sr. Majestät der Weg zu weit war, so wurde dieses Mal nur in der Stadt herumgezogen. Der Abt trug das Hochwürdigste,

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