Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

276 Am 31. August wurde der Gottesacker in Steyr, welcher zur Zeit, als der Protestantismus herrschte, erbaut worden war, durch den HerrnAbt vonGarsten eingeweiht; es wurden in demselben fünf große Kreuze errichtet, auf jedem brannten drei hohe Wachskerzen; eine Predigt wurde gehalten und auf dem zu diesem Zwecke errichteten Altare eine heilige Messe gelesen. Am 10. September war eine große Kommission unter der Leitung des Johann Spindler und Konstantin Grundemann, Vizedom von Linz; es wurden alle Gläubiger sowohl der Stadt Steyr, als der alten Eisengesellschaft vorgerufen; es erschienen dabei 200 ansehnliche Herren mit ihren Schuldbriefen. Es wurde ihnen vorgetragen, dass die Stadt durch ihre früherenVorsteher undwegendes langen (schlechten) Geldes durch Herabsetzung desselben einen sehr großen Verlust erlitten habe, daher müssten denn auch die Gläubiger, vorzüglich jene, welche während des langen Geldes Darlehen gemacht haben, die nach dem Nominalwerte unmöglich ersetzt werden können, einen Abbruch leiden und auf das Interesse Verzicht leisten, damit sich die Stadt wieder erholen könne. Es soll hingegen auch die Abhandlung gepflogen werden, dass den Gläubigern künftig alle Jahre 30.000 fl. herausbezahlt würden. Später, am 10. Oktober, wurde von den Kommissären über mehrere Punkte, den Vermögensstand der Stadt betreffend, Auskunft verlangt, besonders was die protestantischen Prediger und Lehrer gekostet und wer an diesen Ausgaben schuld sei. Es wurden daher alle Bücher und Rechnungen nachgeschlagen und in 14 Tagen die Antwort erteilt. Um dem so sehr gesunkenen Vermögenszustande der Stadt aufzuhelfen, bewilligte der Kaiser einen Aufschlag auf alle Viktualien. In diesem Jahre, nachdem die Witwen des Madlseder und Holzmüller katholisch geworden waren, erhielten sie vom Kaiser die Bewilligung, dass die noch immer auf dem Platze zu Steyr aufgestellten Köpfe ihrer einstigen Gatten dort weggenommen und im Bruderhause begraben werden durften; zu gleicher Zeit wurden auch die Vierteile derselben von den Straßen bei Linz weggebracht.

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