Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

275 Am 18. Juli kamen k. Kommissäre nach St. Peter und in die umliegende Gegend, schafften die Prediger ab und sperrten die Kirchen bis zur Ankunft katholischer Priester. Am 3. September kam der Befehl von Linz nach Steyr, dass alle Ämter sollten besetzt werden; der damalige Bürgermeister, Johann Mayr, legte sein Amt nieder, Niklas Frizler wurde an seiner Stelle eingesetzt. Johann Spindler ward Stadtrichter; er nahm aber diese Würde nicht an, welche später dem Johann Sonnenwalt, Stadtschreiber, übergebenwurde.AuchderalteundjungeRatnebstdenGenanntenwurde vollzähliggemachtundam6.dieBesetzungallerübrigenÄmtervollendet. Im folgenden Jahre, 1628, kam vom Statthalter der Befehl, dass die Verlassenschafts-Abhandlung des Madlseder, Himmelberger und Holzmüller geschlossen werden soll; die Witwe des ersten sollte 332 fl., des andern 340 fl., des letzten aber 330 fl. Gerichtskosten zahlen; wenn sie dieses Geld erlegt hätten, würde ihnen das übrige Vermögen ausgeliefert werden. Am 5. Mai kam endlich nach langen Unterhandlungen mit dem Kurfürsten von Bayern unter großen Feierlichkeiten zu Linz, wohin auch der Bürgermeister, Stadtrichter und Stadtschreiber von Steyr gereist waren, die Übergabe des Landes ob der Enns an den K. Ferdinand zustande. Die Stände huldigten ihm, überall herrschte Freude, weil man schon lange der bayerischen Regierung und ihrer Soldaten, die das Land fast gänzlich ausgesogen hatten, müde und überdrüssig war. Gleich darauf wurden auch die k. Soldaten entlassen und so den Bürgern große Erleichterung verschafft. Am8. Juli wurde Bartholomäus Schadi, der älteste katholische Bürger, Lebzelter, Ratsherr, begraben; es trugen ihn die Bäcker, die sich ein neues Bahrtuch um 100 fl. angeschafft und damals zum ersten Male gebraucht hatten. Am 30. Juli war ordentliche Wahl auf dem Rathaus, Kosmas Mann ward Bürgermeister und Johann Spindler Stadtrichter; auch die übrigen Ämter wurden besetzt. Am 28. August wurde Graf von Herberstorf vom Kaiser zum Landeshauptmanne ob der Enns ernannt, was eben nicht viele Freude verursachte.

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