Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

268 Pardon für die Soldaten, allein den Chirurgus gaben sie nicht frei, sondern brachten ihn am Kreuz dem Gottesacker gegenüber mit vier Schüssen um. Weil er katholisch war, wurde er nach Sierning geführt und dort begraben; er hinterließ eine Witwe mit fünf kleinen Kindern. Endlich kam für Steyr die Stunde der Erlösung von der Tyrannei der Bauern; am 22. August um 9 Uhr vormittags rückte unversehens der Oberst Löbel mit Truppen und Kanonen heran, lagerte sich auf dem Tabor und ließ anfragen, ob sich die Stadt ergeben oder verteidigen wolle. Die Bürger baten um eine Stunde Bedenkzeit, hielten Rat und entschlossen sich, die Schlüssel der Stadt auszuliefern. Damals waren noch bei 500 Bauern hier, die größtenteils Wache hielten; diese liefen gleich davon, als sie die Soldaten erblickten, ihre Hauptleute aber, Neumüller, Plank und andere wurden in der Stadt versperrt; als schon die Soldaten in der Nähe des Gilgen- und Neutores waren, schlugen die Bauern bei letzterem das Schloss ab und flohen schnell an der Enns nach Ternberg hinein, dort gingen sie über die Brücke und kamen nach Wels zu den übrigen Bauern. Es war bei diesem Überfall niemand getötet und gefangen worden; 100 Reiter und 300 Fußgänger zogen in die Stadt und machten dort Quartier; Löbel zog noch an diesem Tage nach Enns zurück und Johann Tegos, Oberstleutnant, führte in Steyr das Kommando. Die Soldaten plünderten die Häuser mehrerer entflohener Bürger und brannten einige Bauernhöfe gegen die Raming hinein ab. Dem Anführer mussten 500 Reichstaler alsogleich bezahlt werden. Da nun wieder für die Katholiken Schutz war, so kehrten auch die Dominikaner, der Stadtpfarrer und andere Priester zurück und der Gottesdienst wurde wie sonst gehalten. Am 26. d. M. kam der Propst von Ardagger als abgeordneter Kriegskommissär hier an, lud den Rat und die Bürgerschaft auf das Rathaus vor und forderte sie auf, dem Kaiser den Eid der Treue zu schwören. Und weil er zwei Fahnen Fußvolk und die Reiter nach Wels fortschickte, erhielt er aus Dankbarkeit der Bürger 500 Reichstaler. Am 27. ergab sich Wels dem Obersten Löbel, am 29. kam er nach Steyr und begehrte für sich 500 Reichstaler, sonst

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2