Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

266 in Steyr gute Wache gehalten, weil man die Ankunft der k. Truppen fürchtete. Die Unterhandlungen zu Melk hatten noch zu keiner Entscheidung geführt und zogen sich in die Länge, denn sobald etwas Wichtigeres sollte beschlossen werden, sagten die Deputierten der Bauern immer, sie hätten keine Vollmacht dazu. Daher befahlen nun auch die k. Kommissäre, dass die Truppen von allen Seiten vorrücken sollten, um die Bauern zu einem Vergleiche zu zwingen. Als es aber diese wahrnahmen, sandten sie am14. August einen bevollmächtigten Ausschuss nach Melk, dabei war der Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüller von Steyr, welche das Schreiben mit den Klagepunkten, das in Melk übergeben wurde, verfasst hatten 128). Aber während diese unterhandelten, ging es in Oberösterreich sehr kriegerisch zu. Der k. Oberst Preuner schlug einen Haufen Bauern im Mühlviertel und nahm am 16. Freistadt ein; am 17. entspann sich ein Gefecht zwischen dem Achaz Wiellinger mit seinen 2000 Bauern und Oberst Löbel bei Gschwendt, in welchem gegen tausend derselben zusammengehauen wurden und Hauptmann Wurm, welcher Enns belagert hatte, fiel in Gefangenschaft. Wiellinger selbst erhielt einen Schuss in der linken Hand und kam nach Steyr, wo ihm der Stadt-Chirurgus die Kugel herausschnitt. Von hier aus machten die Bauern einen Streifzug gegen Enns, und fingen einen Schneidersohn von Garsten, welcher in dieser Stadt bei den k. Truppen gewesen war; sie brachten ihn nach Steyr und führten ihn zum Bauernhauptmann Neumüller, der denselben ausfragte, welche katholische Bürger auch dort gewesen wären; er nannte deren mehrere und solche, die salva guardia erhalten hatten. Zettl wurde von seinen Nachbarn bei den Bauern angeklagt, als stände er mit den k. Truppen im Briefwechsel und halte Versammlung der Katholiken in seinem Hause. Die Bauern schickten nun Bewaffnete, um alle diese abzuholen; Zettl wurde auf der Ennsbrücke von einem Bekannten verraten und gefangen zum Neumüller geführt, wo alles voll betrunkener Bauern war. Er erzählt nun in seiner Chronik ganz naiv seine ferneren 128) L. c. S. 361

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