Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

265 Hälfte ab; sie zogen sich nun nach Neuhofen 126). Die bewaffneten Bürger von Steyr aber, welche nicht mitgezogen waren, hatten ihr Lager auf dem Felde beim Gottesacker aufgeschlagen. Nach einem Berichte an die k. Kommissäre in Melk plünderten die Bauern am 2. August das Schloss, die Pfarrkirche, das Dominikaner- und Kapuzinerkloster zu Steyr, auch Garsten, zerrissen die Urkunden und verwüsteten vieles; sie wollten aus Furcht vor den k. Truppen die Stadt verlassen und dem größeren Haufen zuziehen. Am folgenden Tage wurde von den Bauern über denMadlseder, ihren bisherigen geheimen Ratsdirektor, öffentliches Standrecht gehalten, weil er den Skultetus entlassen hatte; er wurde zum Strange verurteilt, aber in das Lager vor Linz geschickt, wo er bei den Bauern wieder in große Gunst kam, sodass er sogar später unter ihre Deputierten an die k. Kommissäre aufgenommen wurde 127). Diese waren endlich zu Melk angekommen und forderten die Bauern auf, aus allen vier Kreisen einen Ausschuss zu erwählen und hinabzuschicken; welches auch am 4. August geschah. Indessen sollte ein Waffenstillstand beobachtet werden, allein die Bauern hielten sich nicht daran; die Schmiede zu Steyr mussten ihnen eine große, eiserne Kette machen, 100 Klafter lang, ein jedes Glied 20 Pfund schwer, das Eisen dazu müsste die Gewerkschaft umsonst hergeben; sie wurde nach der Angabe des Madlseder verfertigt, nach Aschach geführt und nebst zwei ändern Ketten und einem Seile über die Donau gespannt; Fuchs, der Wirt von Herzogstorf, war Kommandant dabei. Am 5. bekamen mehrere katholische Bürger zu Steyr vom Obersten von Auersberg, der zu Enns war, sogenannte salva guardia mit dem Auftrage, dass, wenn die k. Truppen hierher kommen würden, sie den k. Adler mit jenen Worten auf einem Täfelchen über die Haustür hängen sollten, um so vor den Anfechtungen der Soldaten frei zu sein. Am 8. begannen die Bauern beim Ramingsteg eine Schanze zu erbauen, die ganze Sierninger Pfarre wurde aufgeboten und 126) Vergleiche die Geschichte des Stiftes St. Florian von Stülz, S. 133, wo die Ankunft der Bauern auf den 28. angesetzt wird. 127) Kurz, Beiträge. I. Bd. S. 328 bis 331.

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