Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

264 linger immer fortdauerte, ließen endlich die k. Kommissäre, die noch in Seitenstetten waren, den Truppen befehlen, vorzurücken und Enns zu befreien, welches auch unter Anführung des Obersten Löbel am 23. Juli auf eine sehr geschickte Weise zustande gebracht wurde. Die Bauern verließen die Gegend um Enns, Löbel eroberte am 26. den Markt und das Schloss Ebelsberg, Streifparteien desselben kamen bis gegen Steyr, plünderten und zündeten Häuser an, verbreiteten überall Furcht und Schrecken; da die Bauern das nämliche gegen ihre Feinde taten, so war damals ein wahrer Gräuel der Verwüstung im Lande. In und um Steyr ging es auch nicht viel besser zu; am 27. Juli plünderten Bauern, Bürger und Kellner von der Stadt das Kloster Gleink und verwüsteten alles; am 28. zog Neumüller nach Garsten und suchte dort Pulver, fand vermauerte Rüstungen, Doppel-haken und Musketen und teilte die Gewehre zu Steyr unter die Bürger und Bauern aus. Dann erbrachen sie die Rüstkammer im Schloss und nahmen alle Waffen heraus, auch die alten Schwerter mit samtenen Scheiden, welche jährlich das Stift Seitenstetten darbringen musste, verjagten den Rentmeister und plünderten die Wohnung des Pflegers. Sie zogen auch in des abwesenden Stadtrichters Haus, wo ein Bauer, Sebastian Polhamer, das große Richtschwert samt dem Bannrichterstab, die Zeichen der Amtswürde, wegnahm und mit denselben auf dem Rathause bei einem Verhöre erschien. Am 29. kam Achaz Wiellinger mit 2000 schwarzen Bauern (von ihrer Montur so genannt) vom Lager in Weiberau zu Steyr an, ließ die Bürger auf dem Platze Zusammenkommen und fragte sie, ob sie Leib und Leben mit ihm wagen wollten, welches Kosmas Mann bejahte, ausgenommen in dem Falle, wenn etwas gegen den Kaiser unternommen würde. Nachmittags erschienen die Bauern bewaffnet auf dem Platze, auch die Bürger mussten erscheinen und welche sich nicht stellen wollten, wurden mit Schlägen dahin getrieben. Um 3 Uhr marschierten die Bauern mit 50 Reitern, einigen Bürgern und Kellnern nach St. Florian, wo 40 Soldaten im Stifte lagen, welche auf die Bauern schossen und sie abtrieben; sie plünderten bei ihrem Abzuge den Markt und brannten ihn zur

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2